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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Richard Strauss, Gustav Mahler

Klavierquartette und Lieder

Simone Kermes, Fauré Quartett

Sony 88843023672
(76 Min., 11/2013)

Hermann Prey, Fritz Wunderlich, wo seid ihr!? Die Kunst des Strauss-Lieder-Singens, der traumwandlerisch sichere Zugriff auf den stimmlichen wie ausdrucksmäßigen Habitus, den diese Lieder fordern – versunkene Tugenden. Heute müssen wir uns auf diesem Gebiet begnügen mit präpotenter Kraftmeierei, wie sie etwa Jonas Kaufmann vor Jahren auf den Tonträger bannte, oder eben mit dem unausgegorenen Ergebnis interpretatorisch-technischer Orientierungslosigkeit, wie Frau Kermes es auf der vorliegenden CD anbietet.
Die Probleme kumulieren in der „Heimlichen Aufforderung“: Wie erreicht man die Legato-Intensität und die gut im Körper verankerte stimmliche Offenheit bei gleichzeitiger sprachlicher Präsenz, die solche Gesänge zum elektrisierenden Erlebnis für den Hörer machen könnte? Simone Kermes kommt von der Alten Musik; die Produktion allzu gerader, oft schneidend dünner Töne lässt sie sich auch bei Strauss nicht nehmen. Weil das aber in Strauss‘ Kantilenen allzu sehr nach Magerquark tönt, versucht sie, mit deplatzierten Portamenti und mit nervigem „Hinaufglucksen“ an Wortanfängen (letzteres wird auch im „Morgen“ geradezu zur Manie) mehr Körperanbindung und Bodenhaftung zu erreichen. Dem Legato hilft sie hier und da auch durch die Umwandlung stimmloser Vokale zu stimmhaften auf die Sprünge, was zumindest an einer Stelle zu unfreiwilliger Komik führt: „Und deine Güsse trinken, wie ehmals oft“ (statt „Küsse“) wollte sie wahrscheinlich nicht wirklich singen.
Mal eben von Händel und Hasse zu Strauss hinüberswitchen – das funktioniert einfach nicht, die Darbietung ist vor allem ein Dokument der Überforderung. Schade, dass die gelungenen Klavierquartett-Bearbeitungen der Strauss- und Mahler-Lieder, die Dietrich Zöllner angefertigt hat, dadurch nur für sich allein genommen zur Geltung kommen können. Schade vor allem auch, dass Strauss‘ wenig bekanntes Klavierquartett und das noch weniger bekannte Klavierquartett-Fragment Mahlers nicht auf einer reinen Kammermusik-CD veröffentlicht, sondern in dieses interpretatorisch fragwürdige Programm eingekoppelt wurden.

Michael Wersin, 29.03.2014


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