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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Mauricio Kagel

Klaviertrios

Trio Imàge

CAvi/harmonia mundi CAVI 8553278
(79 Min., 11/2011 - 4/2012)

Legt man ohne auf das Cover zu schauen diese CD ein und drückt auf „Start“, wird man auch nach einer längeren Weile kaum einschätzen können, wann diese Musik entstanden ist: 1900 vielleicht, 1930, etwas früher oder doch viel später? Vorsicht ist geboten, weil der Komponist dieser Musik ein Mann des Theaters war. Selbst wenn sich Mauricio Kagel mit zunehmendem Alter immer mehr für die Idee der absoluten Musik interessiert hat: Getraut hat er ihr nie – alles was klingt, klingt nach etwas anderem, trägt als Symbol Geschichte in sich, ist Chiffre, weckt Assoziationen, trägt Bedeutung, ist immer auch ein Bild. Werke wie das erste Klaviertrio von 1980 und die beiden Trios, die später folgten, verdanken ihre Existenz eben dem Misstrauen gegenüber dem schieren Schein. Denn hört man genau hin, dann merkt man, wie sehr dieser Schein trügt: Zwar kennen wir das Material, mit dem Kagel arbeitet, wir haben diese Akkorde, Melodien und Phrasen schon einmal gehört, doch der Zusammenhang, in dem die einzelnen Teile stehen, der ist ein anderer. In der Terminologie der Kunsttheorie würde man von Collagen sprechen oder von Dekonstruktion: Ein vertrauter Kontext wird aufgebrochen, zergliedert und neu gedacht.
Kagels Trios haben es nicht einfach gehabt: Die eingefleischte Avantgarde wollte sich auf ihren Hintersinn nicht einlassen, das traditionelle Konzertpublikum sowieso nicht. Umso erstaunlicher ist diese Aufnahme: Das Trio Imàge (mit Gergana Gergova, Violine, Thomas Kaufmann, Cello und Pavlin Nechev, Klavier) begegnet den drei Partituren mit Sorgfalt und Leidenschaft, Präzision und Enthusiasmus. Man spürt, wie lang und wie genau sich das Ensemble schon mit diesen Werken beschäftigt hat und wie wichtig sie ihm geworden sind. Hier ist Kagel schon der Klassiker, der er immer sein wollte.

Raoul Mörchen, 05.04.2014


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