Während Herbie Hancock Beatles-Kompositionen zu neuen Standards erklärte (er war nicht der erste, tat es aber medienwirksamer und konsequenter als andere), machte Dieter Ilg ein ganz anderes Repertoire dem Jazz zugänglich: Volkslieder. Das erfolgreiche Konzept seiner “Folk Songs” setzt er nun auf “Fieldwork” fort, im Trio mit Wolfgang Muthspiel (Gitarre) und Steve Argüelles (Schlagzeug). Clever und überraschend nähern sie sich Stücken, die man bis dato Lichtjahre vom Jazz entfernt wähnte: “Guten Abend, gute Nacht” oder “Schlaf Kindlein, schlaf” grooven entspannt, ohne daß mit Reharmonisations-Kanonen auf melodische Spatzen geschossen würde. “Auld lang syne” mutiert zu einer betörenden Jazzballade, und “Winter ade” endet als Drum-’n’-Bass-Remix. Die Interpretationen sind manchmal schlichtweg witzig, oft berückend schön, meist dicht am Puls der Zeit und nie verletzend, immer aber von klassischer Eleganz.

Jürgen Schwab, 01.09.2007

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