"Instabile" heißt instabil. Typisch Italien, wird man denken. Mehr Nachkriegsregierungen als Nachkriegsjahre, Venedig vor dem Ertrinken ... Das Italian Instabile Orchestra feiert aber mit dieser CD schon seinen zehnten Geburtstag und hält sich wacker wie der schiefe Turm von Pisa. Für großorchestralen Jazz (das Wort Big Band will mir hier wegen der üblichen Assoziationen nicht über die Lippen), noch dazu avantgardistischen, ein kleines Wunder an Stabilität, zumal ihre Musik leider nur einen Null-Komma-Bruchteil der Hörer erreichen dürfte.
Zwei gewichtige Besetzungsänderungen fallen auf: Giorgio Gaslini und Bruno Tommaso, beide Aushängerschilder des italienischen Jazz und wichtige Komponisten der Formation, wurden durch den Pianisten Umberto Petrin und den Bassisten Giovanni Mayer ersetzt. Als Gäste treten der Trompeter Enrico Rava und der Akkordeonist Antonello Salis hervor. Mit Größen wie, um nur die Komponisten des Albums zu nennen, dem Saxofonisten Gianluigi Trovesi, dem Cellisten Paolo Damiani, dem Posaunisten Giancarlo Schiaffini sowie den Trompetern Pino Minafra und Alberto Mandarini kann das achtzehnköpfige Orchester wohl den Anspruch erheben, quasi wie eine Fußballnationalmannschaft, ganz Italien zu vertreten: Musiker aus allen Regionen, unterschiedlicher Generationen und Schulen kommen hier zusammen und bringen ihre zwischen Free, Folklore, Bop und Klassik liegenden Vorlieben mit ein. Gemeinsam ist ihnen nur der Wille, sich ja nicht puristisch auf ein Segment zu versteifen. Passen sie zusammen, gibt es da nicht ein Chaos? Schon. Aber kein sinnentleertes, sondern ein herrliches, fruchtbares Chaos: Free-Ekstasen, Klassiker von Scarlatti bis Xenakis schimmern durch, „Lover Man“ lyrisch empfunden, dabei kühn verfremdet, Jahrmarktsklänge mit Megafon-Durchsagen durchsetzt, Ansätze zum boppigen Trompeten-Blues mit Krawall durchsägt. Gefasst machen muss man sich, wie eben in Italien, auf Alles, und dieses Alles ist vital und ehrlich.
Marcus A. Woelfle, 05.10.2000
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