Delphian/harmonia mundi DCD34140
(57 Min., 8/2012)
Eigentlich war sein Leben filmreif, auch wenn bis heute viele Daten und Fakten, wie sein tatsächliches Alter, weiterhin im Dunkeln liegen. Wenigstens ist verbrieft, dass Tobias Hume 1645 mit vielleicht 70 Jahren in einem Londoner Armenhaus verstarb. Und dass er Zeit seines abenteuerlichen Lebens reichlich blutverschmierte Hände hatte, dürfte auch ziemlich sicher sein. Als Söldner in der Russischen und Schwedischen Armee muss er immerhin am Degen ziemlich hemmungslos gewesen sein, um zum „Captain Tobias Hume“ befördert zu werden. Der Schotte war aber eben nicht nur an der Klinge treffsicher. Am musikantischen Florett – dem Gambenbogen – beherrschte er ebenso alle Tricks und Kniffe, um auf sechs Saiten mal eine ganze Kompanie säbelrasselnd aufmarschieren zu lassen. Oder er konnte diesem tiefgeschnürten Vorläufer des Cellos genau jene Stimmen und Stimmungen entlocken, wie es in der von der Melancholie so arg gepeinigten elisabethanischen Epoche üblich war. Trotzdem steht Mr. Hume heute weiterhin im Schatten etwa John Dowlands – obwohl sich bereits ein Jordi Savall an ihm als Ehrenretter versucht hatte.
Ab sofort aber dürfte er nicht mehr länger überhört werden können. Zu verdanken ist dieser Durchbruch der schottischen, von David McGuinness geleiteten Alte Musik-Gang Concerto Caledonia, die sich aus Humes zwei Notensammlungen insgesamt 22 Filetstücke herausgepickt haben. Dazu gehören introvertierte Consort-Elegien, stolze und federleichte Galliards sowie Songs, in denen auch die liebliche Wirkung des Tabaks besungen wird. Und dass Tobias Hume zudem ein komponierender Recke mit der nötigen Prise Humor gewesen ist, weiß Tenor Thomas Walker in „The Souldiers Song“ köstlich und mit großem Wow-Effekt zu bestätigen!
Guido Fischer, 23.08.2014
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