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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Igor Strawinski, Maurice Ravel, Nikolai Rimski-Korsakow, Francesco Tristano

„Scandale” (Le sacre du printemps, La valse, A Soft Shell Groove u.a.)

Alice Sara Ott, Francesco Tristano

DG/Universal 4793541
(62 Min., 9/2013)

Die Idee für das Debüt-Album dieses neuen Klavierdoppels war gar nicht schlecht. Mit Alice Sara Ott und Francesco Tristano bringt man zwei talentierte Jungstars zusammen, von denen besonders der Luxemburger eine vielversprechende Musikerpersönlichkeit ist. Und mit dem Programm, das man knackig „Scandale“ betitelt hat, wird an die legendären Zeiten erinnert, als die russische Balletttruppe von Sergej Diaghilev ganz Paris um den Verstand tanzte. Dementsprechend hat man jetzt die von den Komponisten für Klavierduo eingerichteten Schlager aufgenommen, von Strawinskis „Le sacre du printemps“ über Ravels „La valse“ bis zur „Geschichte vom Prinzen Kalender“ aus Rimski-Korsakows „Scheherazade“.
Was für ein anspruchsvolles, die Musik und den Interpretenkörper heftig durchzuckendes Repertoire hat man sich ausgesucht. Da muss es dementsprechend unter den Fingernägeln richtig brennen. Da muss man zwischendurch tief in der Erde wühlen. Und erotisch mächtig knistern sollte es bei der ständig geforderten Starkstromspannung auch. Aber von all dem bekommt man bei Alice Sara Ott und Francesco Tristano nichts geboten. Gerade in den beiden Hauptwerken, bei Strawinski und Ravel, hat man einfach den Stecker gezogen, um bloß nicht zu elektrisieren. Alles wird mit frappierender Harmlosigkeit und völlig ohne Risiko abgespult. Weshalb man statt Klippen und Abgründen nur ständig ein doppeltes Sicherheitsnetz wahrnimmt. Und selbst wenn die beiden zwischendurch das Klavierpedal wie eine Rhythmusmaschine einsetzen, ist das eher ein peinlicher Querverweis zu Tristanos Komposition „A Soft Shell Groove“ und der Behauptung, dass Strawinski eigentlich ein Groove-Minister gewesen ist. Nimmt man dann noch die schicken Bookletfotos hinzu, gilt für diese Aufnahme nur das Prädikat: „Äußerlich“.

Reinhard Lemelle, 20.09.2014


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