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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Refraction

Anna Webber’s Percussive Mechanics

Pirouet/NRW Vertrieb PIT 3079
(65 Min., 3/2014)

Sie schätze „gute Musik, vor allem Musik, die nicht nach Sachen klingt, die ich schon einmal gehört habe. Manchmal scheint es mir, dass ich so etwas eher in der klassischen Welt als in der Jazzwelt finden kann“, erklärt die kanadische Saxofonistin, Flötistin und Bandleaderin Anna Webber. Andererseits definiert sie sich „zu 100 Prozent als Jazzmusikerin“. Ist sie schizophren? Keinesfalls, denn die sieben Stücke auf dem Album „Refraction“ ihrer siebenköpfigen Band „Percussive Mechanics“ vereinen den improvisatorischen Ansatz und die Grooves des Jazz rundum schlüssig mit Anleihen aus der Neuen Musik und auskomponierten Teilen. Sie spricht nur aus, was viele Mainstream- und Fusion-Produktionen betrifft: Da passiert oft wirklich herzlich wenig.
Anna Webbers perkussive Musikmechaniker hingegen sorgen jeden Moment für Überraschungen. Sie setzen aus Klangpunkten und Pausen „Five (Actions)“ und „Friction/Vif (Reflections)“ zusammen, sie nähern sich der imaginären Folklore im tanzliedhaft bewegten „Tacos Wyoming“, sie kombinieren in „Climbing On Mirrors“ auf Wiederholungsfiguren zurück, wie sie einst die Minimal-Musik prägten, mit improvisierten Teilen. „Theodore“ wirkt wie ein Crossover aus Free Jazz, Neuer Musik und folkloristischen Motiven. Die kraftvollen Figuren in „Relentless!“ holen wieder in eine Groove-Umgebung zurück, und „The All Pro 3 Speed“ – angeblich die Erinnerung an ein in Einzelteilen zerlegtes und verkauftes Dreigangfahrrad – erinnert an den mit Rockelementen pulsierenden Flötenjazz der 1970er Jahre, ohne diesen zu kopieren. Anna Webber konnte also nicht ganz vermeiden, dass ihre Musik wie etwas klingt, was man schon gehört hat. Wohl aber schafft sie mit der Synthese aus Reflection, Fricton und Action – so die Bestandteile des Titels „Refraction“ – eine ungewohnte, mit Assoziationen spielende, aber durch und durch individuelle Klangwelt. Das gelingt tatsächlich nur wenigen.

Werner Stiefele, 29.11.2014


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