charisma CLAVIER9
(78 Min., 1/2014)
Nanette Streicher gehört zwar zu den herausragenden Klavierbauunternehmerinnen ihrer Zeit, doch Aufnahmen mit ihren Instrumenten begegnet man vergleichsweise selten. Eines der wenigen spielfähig erhaltenen Originale ist der hier zu hörende, 1829 erbaute Flügel mit oberschlägiger Mechanik aus dem Museum Huelsmann in Bielefeld. Bei der Mechanik, die von Streicher maßgeblich entwickelt wurde, werden die Saiten nicht wie üblich von unten, sondern von oben angeschlagen, was eine effizientere Kraftausnutzung ermöglicht, aber Nachbau und Erhaltung der Instrumente nicht gerade erleichtert.
Dass Streicherflügel klanglich hingegen alles andere als Kuriosa sind, beweist Gerrit Zitterbart auf diesem prächtigen Exemplar: Der Hörer wird sofort gefangen genommen von dem in die Zukunft weisenden großen Klang des Instruments, das in allen Lagen zu einem sonoren Fortissimo in der Lage ist. Noch etwas altmodisch perkussiv aber kernig ist der Bass, besonders edel die warme Baritonlage. In der Höhe wiederum überzeugt der Flügel durch einen klar definierten und runden Ton, der aber auch gleichzeitig ein äußerst reiches Obertonspektrum produziert – von fern an jene frei schwingenden Zitherinstrumente erinnernd, die bei der Entwicklung des Klavierklangs im 18. Jahrhundert Pate standen. Zitterbarts Gegenüberstellung von Kompositionen Schuberts und Mendelssohns, die um 1829 komponiert bzw. veröffentlicht wurden, überzeugt durch detailgenaue, intelligente Phrasierung. Zitterbart ist auch ein guter Sänger auf dem Klavier, doch die packendsten Momente gelingen ihm dort, wo er auch Orchestermusiker sein darf – so in Schuberts Sonate und Mendelssohns Rondo, in denen sich kraftvoller Esprit, orchestrale Fülle und feenhafter klanglicher Silberglanz auf faszinierende Weise zu einer neuen Einheit verbinden.
Carsten Niemann, 20.12.2014
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