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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



So einer exotischen Besetzung begegnet man nicht alle Tage. Die mal leicht näselnde und dann wieder auch ihre orientalischen Reize ausspielende Schalmei trifft auf den schillernd-bunten Klangfächer des Akkordeons. Wer sich wie die beiden Musikerinnen des Duo Mixtura für so eine musikalische Dialogform entscheidet, weiß natürlich, dass man nur dank Arrangements und Auftragskompositionen existieren kann. Darüber hinaus entwickeln aber Katharina Bäuml (Schalmei) und Margit Kern (Akkordeon) auch bei ihren CD-Projekten stets einen roten Faden, um zeitlich scheinbar allzu weit entfernte Klangwelten mindestens ein wenig anzunähern. Nach der letzten Brücke, die man anhand Guillaume de Machauts Motetten zwischen Mittelalter und Gegenwart geschlagen hatte, rahmt man nun einen Vokalzyklus vom Renaissance-Musikfürsten Orlando di Lasso mit drei neuen Werkzyklen ein. Und wie der CD-Titel „Sibylla“ ankündigt, dreht sich nahezu alles um die gleichnamige, antike Seherin und Weissagerin.
Ihr widmete Lasso in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die schon zu seinen Lebzeiten berühmten „Prophetiae Sibyllarum“ (Prophetien der Sibyllen) und ließ in den zwölf Vokalstücken seine visionäre Chromatik mehr als nur einmal aufblitzen. Auch diese spannungsvoll angelegten Intarsien kommen in dem von Bäuml/Kern entworfenen Klangbild beeindruckend zur Geltung. Und überhaupt ist es diese feine, gefühlvolle Balance aus Sanglichkeit und harmonischem Raffinement, die man – ehrlich gesagt – nicht von dieser Instrumentenkombination erwartet hätte. Auf den Spuren von Lassos Sibyllen bewegen sich auch die drei Komponistinnen auf ganz unterschiedliche Weise. Karin Haußmanns Duo-Stück „an der Stimme gekannt“ entpuppt sich als intensives Lamento. Annette Schlünz´ „9 Gesänge“ mit Kai Wessel in der Countertenorpartie sind Text-Vertonungen u.a. von Christa Wolf – wobei das Dramatische und Deklamatorische doch bisweilen allzu angestrengt und überhitzt daherkommt. Dagegen spielt Babette Koblenz in „Around“ geschmackvoll und elegisch mit so manchen Jazz- und Tango-Assoziationen und bestätigt damit die These, dass Schalmei und Akkordeon sehr gut miteinander können.

Guido Fischer, 10.01.2015


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