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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Francis Poulenc

Dialogues des Carmelites

Patricia Petibon, Sophie Koch, Véronique Gens, Sandrine Piau, Rosalind Plowright, Philharmonia Orchestra, Chor du Théâtre des Champs-Élysées, Jérémie Rhorer, Olivier Py

Erato/Warner Classics 2564622069
(166 Min., 12/2013) 2 DVDs, DVD oder Bluray

Francis Poulencs Meisterwerk „Dialogues des Carmelites“ nach einem Stück von Georges Bernanos (das wiederum auf einer Novelle von Gertrud von le Fort beruht) ist eine der europaweit besonders viel gespielten Opern – und das, obwohl ihr radikal durchgeführtes Sujet im säkularen 21. Jahrhundert sicher bei vielen Menschen auch Kopfschütteln hervorruft. Dass die Karmeliterinnen am Ende für ihren Glauben, dem sie auch unter dem massiven Druck der revolutionären Kräfte nicht abschwören wollen, auf dem Schafott sterben und dass auch die angstkranke Blanche am Ende den Mut findet, ihren ehemaligen Ordensschwestern in den Tod zu folgen, dürfte indes jeden Hörer dieser Oper bewegen – zumal Poulenc für diese erschütternde Schlussszene eine mit dem „Salve Regina“-Text kombinierte Todesmarsch-Musik komponiert hat, die zielsicher unter die Haut geht.
Fernab von allen Versuchen, diesen radikalen Schluss zu relativieren (in München scheiterte vor Jahren ein derartiger Versuch an einer Verfügung der Erben Poulencs), fand Regisseur Olivier Py für diese Produktion eine Lösung, deren Symbolik unmittelbar auf die christliche Botschaft verweist, ohne jedoch platt realistisch oder gar blutrünstig zu sein. Ein Glücksfall ist neben der hervorragenden Personenführung weitgehend auch das Personal selbst: An der Spitze der All-Star-Besetzung brilliert Patricia Petibon, hervorragend bei Stimme, mit einer nuancierten Darstellung des komplexen Charakters von Blanche de La Force. Topi Lehtipuu als ihr Vater gibt seiner Figur jene etwas holzschnittartige Bodenständigkeit, die ihr wohl zukommt. Sandrine Piau hätte vielleicht vor zehn Jahren noch eine authentischere Sœur Constance abgegeben – mittlerweile ist ihre Stimme beinahe zu schwer für diesen doch ganz unbeschwerten, kindlichen Charakter. Rosalind Plowright als qualvoll sterbende alte Priorin erfüllt leider das Klischee, dass diese Rolle häufig mit stimmlichen Ruinen besetzt wird; die Priorin klingt dann zwar alt und gebrechlich, aber die zahllosen zu tiefen oder scheppernden Töne sind sicher nicht in Poulencs Sinn. Erfreulicher macht sich Véronique Gens in der Rolle der neuen Priorin Madame Lidoine – freilich eine Besetzung, die auf das mittlerweile deutliche gereifte Material dieser Interpretin verweist. Mère Marie schließlich, dieser Ausbund an Selbstbeherrschung und Ehrgefühl, könnte man sich auch vokal hier und da etwas fokussierter vorstellen, aber im Großen und Ganzen reüssiert Sophie Koch in dieser Partie. Kurzum: eine sehr sehenswerte Produktion!

Michael Wersin, 31.01.2015


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