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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Georg Philipp Telemann, Carl Philipp Emanuel Bach

Bürgerkapitänsmusiken (1736/1780)

La Stagione Frankfurt, Michael Schneider

deutsche harmonia mundi/Sony 88883746742
(141 Min., 3/2014) 2 CDs

Telemann und auch C. P. E. Bach bleiben – ach ja – irgendwie doch immer Geschmackssache. Man kann an ihnen sicher großes musikwissenschaftliches Interesse fassen oder sich als Interpret von der professionell flüssigen und kurzweiligen Textur ihrer Werke mitreißen lassen, aber vergleicht man ihre Kantaten, wie sie hier zu hören sind, mit denen des (einerseits) Zeitgenossen und (andererseits) Vaters Johann Sebastian Bach, dann vermisst man beim Durchstehen der endlosen Folgen von Rezitativen und Arien doch das, was beim alten Bach eigentlich in jeder Kantate passiert: Irgendeine Idee, betreffe sie die Melodik, die Harmonik oder auch die Besetzung, lässt immer elektrisiert aufhorchen und zieht einen dann oft nachhaltig in den Bann.
Wenngleich Telemann und sein Nachfolger C. P. E. Bach bei ihren Hamburger „Bürgerkapitänsmusiken“ – komponiert zum alljährlichen Festtag der 57 Kompanien und fünf Regimenter der Hamburgischen Bürgerwache – mit unvergänglichen musikalischen Geistesblitzen nicht aufwarten können, so ist dieses Defizit dennoch umzuwandeln in ein großes Lob für das hier musizierende Ensemble: Wenn überhaupt diese Stücke spielen, dann so. Michael Schneider konnte für das große Projekt ein erstklassiges Sängerteam gewinnen, das, historisch vollkommen korrekt, gleichzeitig einen Doppelchor bildet und auch die Soli übernimmt. Gotthold Schwarz, gerade frischgebackener Thomaskantor ad interim, beglückt geradezu mit der Schönheit und Geschmeidigkeit seiner unverwechselbaren, tadellos geführten Bassstimme, und die Sopranistin Kateryna Kasper liefert reizvoll dunkles Timbre bei guter Textverständlichkeit. Letztere ist übrigens auch nötig, denn man hat auf den Abdruck der Texte im Beiheft verzichtet, und es findet sich auch keinerlei Hinweis auf eine Internetquelle. Das ist sehr schade, denn so wenig großartig diese Libretti in literarischer Hinsicht vermutlich sind, so sehr würde eine genauere Kenntnisnahme doch zu einer gewinnbringenden Beschäftigung mit dieser speziellen Festmusik-Gattung beitragen.
Die großartigen Leistungen der beiden pars pro toto für die gesamte Crew benannten Gesangskräfte werden getragen durch ein beachtlich gut zusammengespieltes Orchester unter der Leitung des erfahrenen Dirigenten und Blockflötisten Michael Schneider. Er bringt scheinbar mühelos die Kraft auf, besonders Telemanns langes Stück spannungsvoll zusammenzuhalten. Interpretatorisch eine große Leistung.

Michael Wersin, 14.02.2015


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