N° 1354
20. - 30.04.2024
nächste Aktualisierung
am 27.04.2024
Ein Jazzduo aus Klavier und akustischer Gitarre ist nicht gerade eine selbstverständliche Besetzung. Zu sehr drohen sich die beiden akkordischen Instrumente in die Quere zu kommen. Nun liegen die Aufbrüche in Jarrett’sche pianistische Schwelgerei und Gitarrissimo-Emphase von McLaughlin/Di Lucia/Di Meola die Spanne eines reifen Mannesalters lang hinter uns, und die beiden Protagonisten dieses Albums sind im Gegensatz zu seinem Titel mit dem 37-jährigen Pianisten Rainer Böhm und dem dreizehn Jahre älteren Gitarristen Norber Scholly auch keine Jungspunte mehr.
So kann gelingen, was zu den einst neu angesagten Zeiten von rhythmusgruppenlosen Solo-, Duo- und Trio-Recitals ein Begegnungstraum war. Mit jugendlicher Frische pflegen sie eine beschwingte intime Kammermusik. Beide sind sie Virtuosen, die eine ausgesprochene Freude am Melodischen in klarer Artikulation und an feinsinnig groovender Rhythmik verbindet. Beide sind Lehrbeauftragte an der Musikhochschule Mainz, sie kennen sich seit längerem und schätzen aneinander eine wesensverwandte Phrasierung und das quasi komplementäre Sich-gegenseitig-Zuhören, das auch bei kollektiven Improvisationen ein stets transparentes, spannend komplementäres Agieren zeitigt. Jeweils zwei Originals der beiden und der Standard „Georgia On My Mind“ bilden das abwechslungsreiche Programm. Gerade als der perlende Zusammenfluss der Ideen in glitzerndem Plätschern zu zerfließen droht, mündet das Programm in eine Thematik, bei der die Linienführung subtil harmonisch kanalisiert zu einem spannenden Verfolgungsparcours wird. Klanglich bildet sich das als jubilierend groovend ab; zum Ende schließlich ergeht sich der Standard in wohligem Verströmen.
Thomas Fitterling, 25.04.2015
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