Keine Frage: Der polnische Jazzgesang hat endlich wieder eine Vertreterin, die es in puncto Experimentierfreude mit der Grande Dame Urszula Dudziak aufnehmen kann. Anders als ihre Mitbewerberinnen Anna Maria Jopek oder Karolina Glazer setzt die 31-jährige Natalia Mateo dabei nicht auf eine beeindruckend große stimmliche Range oder die Unterstützung von US-Stars wie Pat Metheny, sondern auf Charakter.
So macht es keinen Unterschied, ob Mateo auf „Heart Of Darkness“ an der Seite ihres Quintetts Standards wie „The Windmills Of Your Mind“, Pop-Songs wie Lady Gagas „Paparazzi“ oder polnische Volkslieder singt – immer vibriert da etwas Geheimnisvolles, Undurchdringliches in den Stimmbändern, dem man auf die Schliche kommen will. Ein Weltschmerz, der sich hinter abgeklärter Coolness verbirgt, eine kindliche Verletzlichkeit und Verträumtheit, die sich als punkiger Rotz tarnt. Wenn Mateo ihren Mund öffnet, sagt sie mit allergrößter Dringlichkeit: „Mir doch egal“. Und meint natürlich genau das Gegenteil.
Ähnlich uneindeutig verhält es sich auch mit der stilistischen Ausrichtung ihrer Band. Stehen Trompeter Gregor Lener und Pianist Simon Grote für einen nuancierten europäischen Kammerjazz, so öffnet Gitarrist Dany Ahmad die Musik mit seinem dezidiert unjazzigen Ansatz in Richtung Vaudeville, Surf-Rock und Trash. Diese unakademische Mischung, die gerne in ungeraden Taktarten gereicht wird, ist der perfekte Treibstoff für die schlingernden Irrfahrten der Bandleaderin ins Herz der Finsternis der Songs.
Josef Engels, 16.05.2015
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