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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Fanny Hensel

Goethe-Lieder

Tobias Berndt, Alexander Fleischer

Querstand/harmonia mundi VKJK 1509
(72 Min., 1 & 2/2011)

Erst jetzt finden diese schon vor rund viereinhalb Jahren produzierten Aufnahmen ihren Weg in die Öffentlichkeit – sie hätten gern auch schon deutlich früher Furore machen dürfen. Man kann sie nämlich in doppelter Hinsicht als Sensation werten: Erstmals bekommt man einen wirklich repräsentativen Einblick in das Liedschaffen von Fanny Hensel, der Schwester von Felix Mendelssohn – und erstmals hat man Gelegenheit, den wunderbaren Bariton Tobias Berndt mit seinem sensiblen Begleiter Alexander Fleischer ausführlich als Liedsänger zu genießen.
Tatsächlich haben wir etwas älteren Semester ja gelegentlich den Eindruck, mit dem Liedgesang sei es irgendwie vorbei: Was einstmals Prey, Wunderlich oder Fischer-Dieskau (jeder auf seine eigene Art) an Unmittelbarkeit des Ausdrucks und edler stimmlicher Präsenz zu bieten hatten, bildet sich heute manchmal nur noch schattenhaft oder gar epigonal an der Wand jener Höhle ab, in welche der selbstverständliche, unkomplizierte Zugang zum Kunstlied mittlerweile hinabgesunken zu sein scheint. Und dann blitzt hier, im interpretatorischen Können von Tobias Berndt, plötzlich wieder jene Leichtigkeit und differenzierte Vielfalt der Vermittlungsgenialität auf, die man so lange vermisst hatte: Sprache fügt sich ungezwungen mit Melodie zusammen; sie ist nicht ein zu bewältigender Klotz im Weg, sondern sie beflügelt und inspiriert die Tonproduktion. Und die Stimme als solche funktioniert weitgehend reibungsfrei bis in jene Voix-mixte-Effekte der hohen Lage hinein, die heute in letzter Konsequenz so viele Baritone meiden.
All dies ereignet sich mit einem in seiner Unbekanntheit so frischen, neuen und unverbrauchten Repertoire, das indes hinsichtlich seiner Qualität dem zeitgenössischen Liedschaffen in nichts nachsteht: Eigentlich empörend, dass den rund 250 Liedern Fanny Hensels bis heute nicht der Platz im Konzertleben eingeräumt ist, der ihnen gebührt. Wie einfallsreich sind die Klavierbegleitungen, wie herrlich die weit ausschwingenden Melodien, wie leichtgängig funktioniert die Verschmelzung von Wort und Melos! Eine Freude vom ersten bis zum letzten Ton.

Michael Wersin, 11.07.2015


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