Nonesuch/Warner 7559795131
(279 Min., 1989 - 2014) 5 CDs
1964 wurde die Neue Musik-Welt mächtig aus den Angeln gehoben. Austragungsort war das sonnige San Francisco. Und mit zum Musikerteam gehörte neben den Komponisten Pauline Oliveros und Steve Reich auch Terry Riley, von dem das uraufgeführte Stück „In C“ stammte. Der Amerikaner hatte damit eines der Grundsatzmanifeste der Minimal Music komponiert, bei dem jetzt alles im Fluss und das zugleich eine Feier der Wiederholung eines rhythmisch-melodischen Modells war. Ein halbes Jahrhundert später ist „In C“ vor allem bei experimentierfreudigen Popmusikern extrem beliebt. Trotzdem hat Riley zumindest in Europa nicht diese breitenwirksame Popularität erlangt wie seine musikalischen Geistesbrüder Reich und Philip Glass. Immerhin das aus San Francisco stammende Kronos Quartet erwies sich ab der ersten Begegnung mit Riley im Jahr 1980 als vielleicht größter Fan und unermüdlicher Fürsprecher. Seitdem sind für das Kronos Quartet zahlreiche Stücke entstanden, die auch Rileys Neugier gerade für indische und ostasiatische Rhythmen und Melodien widerspiegeln. Anlässlich des 80. Geburtstages von Riley (er wurde am 25. Juni 1935 in Kalifornien geboren) hat das nur am Cello immer wieder umbesetzte Kronos Quartet eine Art Geschenkbox mit zum Teil bislang unveröffentlichten bzw. neueingespielten Werken herausgebracht.
Zu den Klassikern der Riley-Diskografie gehören sein umfangreicher, auch klangspiritueller Zyklus „Salome Dances For Peace“, das „Requiem For Adam“ sowie das von chinesischer Musik inspirierte Werk „The Cusp Of Magic“, mit dem die vier Kronos-Streicher 2005 den Siebzigsten von Riley feierten. In der mit „One Earth, One People, One Love” betitelten CD-Sammlung findet sich zudem das Album „Sunrise Of The Planetary Dream Collector”, das auch als Einzel-CD erschienen ist. Darauf sind Kompositionen aus dem Zeitraum 1980 - 2002 versammelt. Und als Eröffnungswerk erklingt das 2014 eingespielte Titelstück „Sunrise …“, mit dem einst die Künstlerfreundschaft begann. Diese für Riley so typische Mischung aus in sich kreiselnden Repetitionsmustern und einer verismohaften, bisweilen von Folk-Elementen durchsetzten Melodik mag für manche ein eher pathetischer, risikoloser Gegenentwurf zu allem sein, was man mit Neuer Musik verbindet. Andererseits gibt es immer wieder so manch Lohnenswertes auf dieser Zusammenstellung. Das 2002 eingespielte und ebenfalls jetzt erstmals veröffentlichte „Lacrymosa – Remembering Kevin“ ist nicht nur eine aparte Abschiedsweise, sondern könnte glatt aus dem Goldenen „Jazz Standard“-Buch stammen. Und das aus dem Zyklus „Sun Rings“ stammende Teilstück „One Earth, One People, One Love” entpuppt sich als eine magische, elektro-akustische Traumreise ins All.
Guido Fischer, 22.08.2015
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