RCA/BMG 09026 68931 2
(111 Min., 7/1997, 6/1998) 2 CDs
George Gershwin war ein Räuber: Er bediente sich nicht nur ungeniert im reichen Schatz jener amerikanischen Volksmusik, die man gemeinhin Jazz nennt. Auch in der europäischen Kunstmusik war vor ihm nichts sicher. Was zum Beispiel geschah, als man ihn nach der Fertigstellung der “Rhapsody In Blue” fragte, ob er ein richtig erwachsenes, dreisätziges Klavierkonzert komponieren wolle? Gershwin erstand eine musikalische Formenlehre, las nach, wie es geht - und war in sechs Monaten fertig.
Zum hundertsten Geburtstag Gershwins macht uns das Concerto in F immer noch Freude, klingt mal nach den französischen Six (Milhaud oder Poulenc), dann motorisch nach Strawinsky und gerne auch mal nach Rachmaninow. Und doch bleibt es unverwechselbar amerikanisch, vor allem, wenn die Ausführenden das Werk derart idiomatisch angehen wie hier. Der Pianist Garrick Ohlsson gibt sich keine Mühe, jazzige Oberflächenreize aus der Partitur zu kitzeln, er groovt ganz unaufgeregt. Sehnige Streicher, präsentes Schlagwerk und bärbeißiges Blech versetzen den Hörer mühelos in die swingende Atmosphäre der “Golden Twenties”, kratzen auch in der “Second Rhapsody” - die nach der in blau - und im “Amerikaner in Paris” mit Wonne und Spielfreude den Zuckerguss vom Geburtstagskuchen.
Stefan Heßbrüggen, 30.06.1998
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