Musique en Wallonie/Note 1 MEW 1579
(60 Min., 2 & 5/2015)
Gediegenste Motettenkunst neben fetten Quintparallelen: Lionel Meunier versteht es in seiner Lasso-Serie, uns die ganze Bandbreite der Kunst dieses Meisters der Vokalmusik zu vermitteln. Quintparallelen schrieb Lasso ganz bewusst in einem neapolitanischen Lied, dessen ordinärer Text so deftig ist, dass er hier nicht wiedergegeben werden kann. Kleine Preziosen dieser Art entstanden während der Renaissance zu Hauf, und sie wurden nicht unterm Ladentisch gehandelt, sondern sogar gedruckt; und wenn ein solches Liedchen hohen Bekanntheitsgrad erlangte, konnte es sogar zur musikalischen Grundlage einer Messkomposition werden. Trennung zwischen sakral und profan: Fehlanzeige.
Meunier und sein Ensemble, die Lasso im bereits fünften Teil dieser „musikalischen Biografie“ als Europäer präsentieren, folgen dem weiten Ausdrucksspektrum seiner Musik mit entsprechender interpretatorischer Bandbreite: In den „ernsten“ Werken, zu denen neben geistlichen Nummern auch eine Chanson wie „Sur tous regretz“ gehört, pflegen sie eine dichte, betörend satte und doch zugleich auch geschmeidige Art des Singens. In den überwiegend „diesseitigen“ Stücklein geht es dagegen weniger homogen, weniger intonationsrein und gelegentlich auch mal ein bisschen vulgär einher. Ganz so, wie sich’s gehört – eine schöne, aspektreiche und unterhaltsame Einspielung.
Michael Wersin, 12.12.2015
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