Der 43-jährige norwegische Komponist und Schlagzeuger Thomas Strønen ist ein Grenzgänger an der Schnittstelle vieler Bereiche. Mit seiner Gruppe „Food“ verarbeitet er sonst dichte zupackende Elektronik; die neueste Aufnahme mit seinem Ensemble, „Time Is A Blind Guide“, dagegen ist ein rein akustisches Projekt. Ein klassisches Klaviertrio mit dem britischen Pianisten Kit Downes und dem norwegischen Kontrabassisten Ole Morten Vågan erweitert er um zwei Streicher, den Geiger Håkon Aase und die Cellistin Lucy Railton – auch sie jeweils aus Norwegen und dem Vereinigten Königreich. Auf vier bzw. fünf der elf Stücke bedienen noch Siv Øyunn Kjenstad und Steinar Mossige Perkussionsinstrumente. Strønen, der für alle Titel verantwortlich zeichnet – einer entstand in Zusammenarbeit mit Downes –, genießt es, mit den Möglichkeiten der Untergruppierungen des Ensembles zu jonglieren, und diese Untergruppierungen ereignen sich durchaus in Gleichzeitigkeit: Ein Klaviertrio der skandinavischen Innerlichkeit verstrickt sich mit Streicherlinien, die mitunter orientalisch anmuten; dann wieder pflegt ein Perkussionsensemble pointillistische zirkuläre Minimalismen – und immer wieder ist die Musik an melancholischer Melodieseligkeit ausgerichtet, sie kokettiert mit rhythmischer Leichtfüßigkeit und kommt dabei mit einem ausgebufften Dreh daher, der beim tänzerischen Nachvollzug pointierte Stolperfallen raffiniert kaschierter ungerader Taktarten offenbart. Nach fast einer Stunde mündet ein abwechslungsvolles und vielschichtiges, ebenso stimmungsvolles wie stimmiges Musik-Erlebnis in fast therapeutische meditative Ruhe.
Thomas Fitterling, 23.01.2016
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