Ricercar/Note 1 RIC364
(76 Min., 9/2014, 10/2015)
Die fünf „Livres de pièces de viole“, die Marin Marais zwischen 1686 und 1725 komponiert hat, sind für jeden Gambisten so etwas wie das Alte und Neue Testament in einem. Sage und schreibe rund 600 Solo-Stücke umfassen sie. Hinzu kommen noch 18 Stücke für zwei sowie 21 Piècen für drei Gamben. Und was die musikalische Tiefe und Weite angeht, die Würde, den Charme und vor allem diese unvergleichliche Innigkeit, gibt es für dieses Instrument eigentlich nichts Vergleichbares. Diesem kompletten musikalischen Weltkulturerbe haben sich bisher selbst Gambenkönige wie Jordi Savall nur in Ausschnitten gewidmet. Doch nun bekam dessen französischer Gamben-Kollege Franҫois Joubert-Caillet ein Angebot vom belgischen Labelchef Jérôme Lejeune unterbreitet, das er einfach nicht ausschlagen konnte. Joubert-Caillet darf zusammen mit seinen Musikerfreunden vom Ensemble L‘Achéron in den nächsten Jahren tatsächlich lückenlos das Marais‘sche Gambenpanorama aufnehmen!
Das erste der fünf Bücher ist bereits im Kasten und soll Anfang 2017 erscheinen. Einen mehr als nur vielversprechenden Vorgeschmack darauf gibt es aber bereits jetzt. Denn der von Paolo Pandolfo an der Schola Cantorum Basiliensis in die höchste Gambenkunst eingewiesene Joubert-Caillet durfte sich vorab seine Lieblingsstücke aus dem riesigen Notenkonvolut herauspicken und einspielen. Und welche Seelentemperaturen entlockt er da seiner Bass-Gambe! Hochkonzentrierte Strenge wechselt sich da mit verführerischer Zartheit ab. Da gibt sich Joubert-Caillet der klanggewordenen Melancholie und Intimität mit Haut, Haaren und Herz hin. Und mit den drei Mitstreitern an Theorbe, Laute und Cembalo verwandelt er den barocken „Folia“-Schlager in ein facettenreiches, sämtliche Skalen zwischen Trauer und Freude anschlagendes Wunderwerk. Bereits mit diesem Album ist Joubert-Caillet & Co. ein Volltreffer geglückt. Dabei stehen die eigentlichen Großtaten ja erst noch bevor.
Guido Fischer, 06.02.2016
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