Thomas Strønens Gruppe „Food“ hat seit ihrer Gründung im Jahr 1998 einige Metamorphosen hinter sich: Mal gehörten die norwegischen Startrompeter Arve Henriksen und Nils Petter Molvaer zur Besetzung, mal der indische Slidegitarrist Prakash Sontakke. „This Is Not A Miracle“ markiert nun einen erneuten Richtungswechsel.
Zunächst ging Strønen mit dem englischen Saxofonisten Iain Ballamy und dem österreichischen Gitarristen Christian Fennesz drei Tage lang ins Studio, um Kompositionsskizzen einzuspielen. Dann nahm sich der Schlagzeuger fünf Monate Zeit, um das Material radikal neu zu montieren. Strønen arbeitete gewissermaßen wie Miles Davis bei der Entstehung von „Bitches Brew“.
„This Is Not A Miracle“ ist ähnlich organisch geraten. Und das trotz – oder gerade wegen – der aufwendigen Puzzlearbeiten. Denn wie schon der programmatische Stücktitel „The Concept Of Density“ andeutet: Strønen geht es in erster Linie um Verdichtungen. Ballamys Saxofon wird so zur bedächtigen Erzählerstimme, die angesichts der brodelnden rhythmischen Ursuppe, in der Fenneszs an Neil Young erinnernde Gitarre dämonisch aufheult, die Ruhe bewahrt.
Man hört viele seltsame Sachen: Murmeln, die auf Saiten fallen. 8-bit-Bleepen. Gelegentlich ein infernalisches Rülpsen. Am faszinierendsten wirkt freilich Strønens eigenartiger Schlagzeugsound mit einer Bass Drum, die so tief und unergründlich klingt wie der Marianengraben. Man darf gespannt sein, was der Norweger in seiner Molekularklangküche in Zukunft noch so ausprobiert.
Josef Engels, 05.03.2016
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