Sony 88875119792
(567 Min., 1963 - 1980) 12 CDs
Auf einmal war er da. Mit gerade mal 17 Jahren wurde André Watts 1963 von Leonard Bernstein ins Fernsehstudio in seine Reihe „Young People´s Concert“ eingeladen, um mit ihm Liszts 1. Klavierkonzert zu spielen. Kurz darauf sprang Watts zu seinem Debüt-Konzert bei den New Yorker Philharmonikern für den erkrankten Glenn Gould ein und nahm in jenem Jahr auch sein erstes Solo-Album auf. Und dass hier kein Wunderkind von der Stange zu hören war, sondern ein großartig frühreifer Pianist, unterstreicht gerade dieses Programm mit u.a. der bedeutenden Haydn-Sonate Nr. 52. Obwohl danach auch Liszt und Debussy kommen, ist sie jetzt mit ihrer empfindsamen Gesanglichkeit und Beethoven´schen Impulsivität eindeutig das Zentrum der Aufnahme. Natürlich legte Watts in den Nachfolgejahren auch die Konzert-Schlachtrösser fabelhaft hin – ob das 3. Klavierkonzert von Rachmaninow (mit Seiji Ozawa), das Erste von Tschaikowski oder das Zweite von Brahms (beide mit Bernstein). Trotzdem entwickelte sich der 1946 in Nürnberg geborene und mit acht Jahren in die USA gekommene Jungstar im Laufe der 1960er Jahre so gar nicht zum Tastensprinter oder billigen Pyrotechniker. Bei allem Drive besaß Watts´ Spiel Haltung. Und selbst wenn im Eifer des Gefechts etwas daneben ging, besaßen selbst die falschen Noten immer noch mehr Substanz als die richtigen, mit denen heute viele Pianisten Karriere machen. Ob man ihn somit auch etwa mit der „Wandererfantasie“ als völlig unsentimentalen und das Dramatische unaufgeregt betonenden Schubert-Interpreten hört oder als geistvollen Gershwin-Gentleman – die gesammelten Aufnahmen von André Watts aus den Jahren 1963 bis 1980 sind daher eine überfällige Erinnerung an einen Künstler, der sich mit Konzerten (zumindest in Deutschland) und Aufnahmen in den letzten drei Jahrzehnten erstaunlich rar gemacht hat. Aber vielleicht geschehen ja noch Zeichen und Wunder – und Watts wird nach seinem 70. Geburtstag am 20. Juni live doch mal wieder aktiv.
Guido Fischer, 14.05.2016
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