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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johann Sebastian Bach

Mit Bach durchs Jahr Vol. 5 (Pfingsten)

Carsten Zündorf

Kaleidos/Klassic Center Kassel KAL 63322
(59 Min., 4/2016)

Für einen großen Teil der Bach-Gemeinde – Forscher wie Interpreten, ebenso auch kundige Hörer – ist es mittlerweile durchaus plausibel, dass Bachs Schaffen insgesamt vor dem Hintergrund eines lutherisch-orthodoxen, von den Aspekten der protestantischen Frömmigkeitspraxis geprägten Weltbildes zu verstehen ist. Überaus sinnvoll scheint es daher etwa, seine liturgischen Orgelwerke mit konzertanten Werken dieser Gattung zu kombinieren. Carsten Zündorf tut dies in seiner Reihe „Mit Bach durchs Jahr“ auf sehr geschickte Weise: Die vorliegende CD zur Pfingstzeit präsentiert in diesem Sinne die einschlägigen Choralvorspiele über Heilig-Geist-Lieder (einige nicht sicher Bach zuzuschreibende BWV-deest-Kompositionen eingeschlossen) und stellt ihnen passende freie Stücke gegenüber. Den Rahmen bildet die Toccata F-Dur, indem der Toccata-Teil den Anfang macht, während die Fuge am Schluss des Programms steht. Dazwischen hören wir die Triosonate d-Moll, ein einzelnes Trio in derselben Tonart und die G-Dur-Fantasie.
Letzteres Stück ist ein prägnantes Beispiel für Carsten Zündorfs kreativen, vom Willen zu einer möglichst eindringlichen Musikvermittlung geprägten Interpretationsstil: Die auf Akkordbrechungen beruhende Einleitung erhält durch Registrierung und Phrasierung einen Stylus-phantasticus-Charakter, der überraschend deutlich auf Bachs Verwurzelung in der norddeutschen Orgeltradition verweist. Das gesamte Programm lebt im Übrigen von Zündorfs sportlichen Tempi bei gleichzeitig markanter Artikulation: Schon die einleitende Toccata wird dadurch zum mitreißenden Erlebnis. Hervorstechendes Merkmal der Kompetenz Zündorfs in Verbindung mit einer stets zu spürenden tiefen Zuneigung zum Repertoire ist auch der organische Umgang mit verzierten Cantus firmi in den Choralvorspielen: Bachs Diminutionen erweisen sich stets als hochsensibles Ausdrucksmittel von unmittelbar sprechender Qualität und verweisen zurück auf die den Liedern zugrundeliegenden Texte.

Michael Wersin, 11.06.2016


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