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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Gabriel Fauré

Après un rêve (A Fauré Recital Vol. 1)

Louis Lortie

Chandos/Note 1 CHAN 10915
(75 Min., 2/2016)

Gabriel Faurés Klaviermusik ist hierzulande kaum bekannt: Allzu sehr ist das Genre des romantischen Klavierstücks besetzt mit den Namen Chopin, Schumann, Mendelssohn, Liszt und Brahms – und man nimmt großzügig an, dass andere Komponisten des 19. Jahrhunderts sich mit ihrem Schaffen wohl irgendwo zwischen den genannten Größen verorten lassen.
Dass dies besonders im Fall Fauré – obwohl er seine Stücke auch gern Nocturne, Impromptu, Barcarolle oder Mazurka nannte – keineswegs so ist, wusste bisher schon der aufmerksame Hörer der 1988/89 von Jean Hubeau eingespielten Gesamtaufnahme. Hören wir nun den Kanadier Louis Lortie mit dem, was wohl (hoffentlich!) auch der Beginn einer Gesamteinspielung ist, dann stellen wir fest, dass der geniale Pariser Professor Hubeau eine recht klassizistische Sicht auf Faurés Musik auf die Platte gebannt hat: Secco ist die Aufnahmetechnik, analog dazu entfaltet sich die Expressivität unter eher gezügelten Rahmenbedingungen. Kein Vorwurf soll das sein: Hubeaus Einspielung verliert nicht an Wert, wenn wir nun Lorties genau gegenteilige Herangehensweise dagegenhalten: Opulent und volltönend entfaltet sich hier der Flügelklang, und schneller als bei Hubeau branden im Verlauf vieler der Stücke schon Leidenschaft und Dramatik auf.
Außerdem überrascht Lortie mit Bearbeitungen von Stücken, die ursprünglich für andere Besetzungen komponiert wurden: Die viersätzige Orchestersuite aus der Schauspielmusik zu Maeterlincks „Pelléas et Mélisande“ bietet er in Transkriptionen von Fauré selbst und Cortot – und die berühmte „Pavane“ hat er sogar selbst zum Klavierstück umgeformt. Damit eröffnet er sein Programm, ein wenig provokant vielleicht, weil man die Pavane nicht unter den Klavierstücken erwartet und weil er die Begleitung der eingängigen Melodik konsequent staccato artikuliert.
Ansonsten erscheinen die Werkgruppen teils nicht en bloc, sondern sollen wohl über die zu erwartenden weiteren Folgen verteilt werden: Drei der Barcarolles und zwei Nocturnes erleben wir auf dieser CD, dazu aber alle „Neun Préludes op. 103“, Faurés letzte Klavierstücke aus den Jahren 1909 und 1910. Ein ausgesprochen anregendes Rezital.

Michael Wersin, 24.09.2016


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