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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Freedom Jazz Dance (The Bootleg Series Vol. 5)

Miles Davis Quintet

Columbia/Sony 88985357372
(195 Min., 10/1966 - 5/1968) 3 CDs

Wer hätte nicht gern bei den Proben des Miles Davis Quintet Mäuschen gespielt, irgendwo im Studio, in einer Ecke, ganz leise und aufmerksam. Oder neben Teo Macero am Mischpult gestanden und verfolgt, wie die Band einzelne Titel erarbeitet? Mehr als drei Stunden lang können Interessierte nun nachhören, wie der Trompeter Miles Davis, der Saxofonist Wayne Shorter, der Pianist Herbie Hancock, der Kontrabassist Ron Carter und der Schlagzeuger Tony Williams die Titel „Freedom Jazz Dance“, „Circle“, „Dolores“, „Orbits“, „Footprints“, „Gingerbread Boy“, „Nefertiti“, „Fall“ und „Water Babies“ erarbeiten, wie die Rhythmusgruppe ohne die Bläser „Country Song“ probt und Miles Davis am Klavier dem Saxofonisten Wayne Shorter seine Ideen zu einem „Blues In F (My Ding)“ vorstellt. Dazu gibt es die jeweiligen Mastertakes der Stücke beziehungsweise die Aufnahmen, aus denen die veröffentlichten Teile montiert wurden, außerdem einen bislang unveröffentlichten Master Take zu „Masqualero“. Zu guter Letzt ist im Internet die komplette Transkription der Studiogespräche nachzulesen.
Wer sich auf drei CDs zum Genießen freut, wird bitter enttäuscht; er erhält nicht einmal die ursprünglich auf den Alben „Miles Smiles“, „Nefertiti“ und „Water Babies“ veröffentlichten Mastertakes auf einer CD zum unterbrechungsfreien Hören. Denn Ziel der Edition ist etwas anderes: Sie gibt einen wunderbaren Werkstattbericht. Dieser wiederum ist eine kleine Lektion für alle, die den Legenden glaubten, Miles Davis und seine Musiker seien ins Studio gekommen, hätten irgendwelche Notenskizzen – sofern vorhanden – überflogen, zu den Instrumenten gegriffen und Meisterwerke eingespielt. Oh nein, da wurden einzelne Stellen sorgfältig geprobt, wurden winzige Veränderungen und Varianten getestet. Da gab es Irrtümer und Missverständnisse – und das alles zumindest scheinbar in einer hoch konzentrierten Atmosphäre. Aber auch die Dauer der „Session Reels“ mit fünf bis dreiundzwanzig Minuten täuscht: Die Bandmaschine wurde immer wieder gestoppt. Wie viel Leerlauf jene nicht dokumentierten Zeiten prägte, lässt sich nur erahnen – ein Mäuschen im Studio hätte es mitbekommen. Vor allem Musiker können aus diesen sechs Sessions aus dem Zeitraum vom 24. Oktober 1966 bis 15. Mai 1968 viel über die Genauigkeit beim Erarbeiten von Stücken lernen. Fans können sich freuen, ein klein wenig von der Studioatmosphäre zu erhaschen und ihren Stars bei der Arbeit zuzuhören.

Werner Stiefele, 22.10.2016


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