In seiner dänischen Heimat wurde der 38-jährige Gitarrist Jakob Bro bereits mit äußerst renommierten Preisen ausgezeichnet. Als ECM-Künstler, der mit „Streams“ sein zweites Leader-Album für das internationale Edel-Label vorlegt, könnte er jetzt vor dem weltweiten Durchbruch stehen, auch wenn seine Musik nicht gerade massenkompatibel ist. Sein Credo lautet: „Die Musik will ihre eigene Richtung einschlagen; unsere Aufgabe dabei ist es, ihr zu folgen.“ Die Musik, die er auf seinem jüngsten Album mit seinem neuen Trio geschehen lässt, ist gekennzeichnet von Ruhe, Melos, Raum und behutsamer interaktiver Schichtung. Das hat sehr viel zu tun mit der offenen, einem inneren Fließen verpflichteten Musik des späten Paul Motian, dessen Gruppe Bro quasi als Antipode zu seinem Gitarrenkollegen Bill Frisell angehörte. Dem Schlagzeuger Paul Motian ist auch das längste Stück des sieben Titel umfassenden Programms gewidmet. Es handelt sich um eine feinsinnige Kollektiv-Komposition; alle anderen Titel der Abfolge sind reine Bro-Originals. Mit dem Kontrabassisten Thomas Morgan hat Bro einen idealen Bruder im Geiste an seiner Seite, und der Schlagzeuger Joey Baron ist ein sparsamer Raum-Zeitgestalter aus der Paul-Motian-Tradition, der jedoch durchaus die Musik auf dem Punkt auch hoch komplexe Funken schlagen lässt. Trotz der lange Töne bevorzugenden Spielweise Bros mit ihren Effekten und ihrer variablen Klanggestaltung erinnern die Hervorbringungen von Bros Ensemble eher an Klaviertrioklänge der Neuen Innerlichkeit – etwa eines Masabumi Kikuchi oder eines Pablo Held –, denn an typische Gitarrentrios. „Streams“ ist ein Album von sensibel angeordneter Reihenfolge, spannend von der ersten bis zur letzten Note und von einer tiefen, berührenden Reife.
Thomas Fitterling, 12.11.2016
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