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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Obenland

Eva Klesse Quartett

Enja/Soulfood ENJ9643
(57 Min., 11/2016)


Auch wenn es so auf der CD-Hülle steht: Eva Klesse spielt weder Drums noch Schlagzeug. Denn mit Schlagen und noch weniger mit beliebigem Zeugs haben die filigranen Rhythmusgespinste der Wahl-Leipzigerin nichts zu schaffen.
Die zweite Einspielung ihres Quartetts liefert dafür reihenweise gute Beispiele. Mal stubst Klesse die Becken liebevoll an, wie in dem von ihr geschriebenen Opener „Eulogie“, mal erschafft sie schwebende perkussive Grooves, wie in „Descend and Resurface“ ihres Pianisten Philip Frischkorn, mal lässt sie in ihrem „Klabautermann“ den titelgebenden Unhold mit dürren Beinchen über die Rahmen der Trommeln laufen, während sie auf der Hi-Hat einen Seesturm heraufbeschwört, Robert Lucacius Bass wie ein Kahn bei schwerem Wetter schlingert und Evgeny Rings Altsaxofon heiser krächzt und blubbert.
Die Spielhaltung der Bandleaderin, die ihre Mannen durchaus auch mal kräftig nach vorne peitschen kann, wirkt sich auf das gesamte Quartett aus. Selten hat man junge Instrumentalisten so uneitel agieren gehört wie hier. Man lässt einander ungemein viel Platz und schert sich herzlich wenig um konventionelle Rollenverteilungen. Da schweigt das Gruppenoberhaupt am Anfang des Stücks „Sieben“ geschlagene anderthalb Minuten lang, während die anderen schon längst in voller Fahrt sind, da übernimmt der Bass selbstverständlich Themenaufgaben, da verkommen Soli nie zu lang andauernden Selbstdarstellungen, sondern werden durch Unisoni oder raschen Personalwechsel originell strukturiert. Dabei wirken die Kompositionen niemals verkopft oder bemüht kammermusikalisch, sondern steuern regelmäßig auf intensiv-zugängliche Mikro-Höhepunkte zu.
Klesse hat zweifellos die perfekten Partner für ihre Philosophie gefunden: Der Deutschrusse Ring mit seinem Saxofon, das zwischen Jazztradition und osteuropäischen Einflüssen hin- und herschwenkt, Frischkorn mit seinem klassisch-romantischen Klavieransatz, Lucaciu mit seinen lautmalerischen Interventionen auf dem oftmals gestrichenen Bass. Gemeinsam setzt man den vielversprechenden Weg fort, der mit dem Debüt „Xenon“ unter anderem eine für deutsche Newcomer keineswegs selbstverständliche Einladung auf die Hauptbühne des Berliner Jazzfests nach sich zog.

Josef Engels, 03.12.2016


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