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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Venice

Distances

GLM/Soulfood EC547
(79 Min.)

Venedig! Millionenfach von Touristen fotografiert – aber vom Jazz bislang eher links liegen gelassen. Sagt zumindest Google. Vom Modern Jazz Quartet gibt es die Platte „No Sun In Venice“, ein Soundtrack zum gleichnamigen Film von Roger Vadim, vom Esbjörn Svensson Trio liegt die CD „Winter In Venice“ vor.
Soll es das schon gewesen sein? Das von dem Münchner E-Bassisten Georg Kolb gegründete multinationale Quartett „Distances“ will das nicht hinnehmen. Bei seiner Debüteinspielung hat es sich das Ensemble zur Aufgabe gemacht, die Heimatstadt seines venezianischen Pianisten und Hauptkomponisten Marco Ponchiroli zu porträtieren. Dafür greifen Ponchiroli, Kolb, der lettische Alt- und Sopransaxofonist Jan Grinbert sowie der bulgarische Schlagzeuger Nevyan Lenkov zu den Farbpaletten, die Kammerjazz, Fusion und Weltmusik in den 70er und 80er Jahren zur Verfügung gestellt haben und gestalten die imaginäre Leinwand mit originellem eigenem Anstrich.
Gleich zu Beginn ist da neben einem im Stil von Herbie Hancocks Headhunters gespielten Wah-Wah-Lick eine Mandoline als Verneigung vor der reichen Lauten-Tradition in der Serenissima zu hören. Das wirkt nicht gezwungen, sondern schaukelt mit sanfter Selbstverständlichkeit in dem Flow, der die gesamte Aufnahme bestimmt. Ponchirolis wendiges Klavier, Grinberts mit Paul-Desmond-Noblesse geblasenes Alt und Kolbs schnurrender Bass werden unter Lenkovs Ruderschlägen mal in Richtung Yellowjackets („Dangerzone“), mal in Richtung Latin getrieben („Hercules“); man vernimmt auch die Einflüsse von Steve Swallow („Quiet Place“), von Flim & the Bb's („Elena“) oder italienischer Filmmusik („Venice“). Hier und da reichern dezente Synthflächen das Geschehen an, sowie Innenstadt-Soundscapes mit Kirchenläuten, Passantengesprächen oder Kinderschreien.
Selbst in freieren oder hektischeren Passagen (etwa in „The Continuous Now“) bewahrt sich das Quartett die majestätische Seelenruhe, die auch das den Menschenmassen trotzende Venedig ausmacht. Keine Frage: Georg Kolbs „Distances“-Gondolieri sind tief in den eigentümlichen Swing der Lagune eingetaucht.

Josef Engels, 11.03.2017


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