Diese Produktion des 59-Jährigen portugiesischen Kontrabassisten Carlos Bica belegt zwei alte Weisheiten im Jazz. Die eine lautet: Nichts kann einen Kontrabass ersetzen. Die zweite: Nichts geht über langjährige Zusammenarbeit.
Seit über zwanzig Jahren besteht das Trio Azul um den Wahlberliner Tieftöner Carlos Bica. Mit Jim Black, dem amerikanischen Schlagzeuger aus der New Yorker Avantgarde-Fusion- und Downtown-Szene, und dem deutschen Hauptstadt-Gitarristen Frank Möbus sind zwei ausgesprochen stilbildende Musiker die weiteren Eckpunkte eines Dreiecks, das wie ein zirkulärer Teilchenbeschleuniger funktioniert. In elf von Bica alleine oder zusammen mit Partnern aus dem Azul-Freundeskreis komponierten Stücken prallen kleinteilige rhythmische Zellen, angetrieben von trashig verfremdeten Perkussionssounds, aufeinander und entwickeln dabei stets wieder neue, ihrerseits kinetische Energie generierende Teilchen. Kreischende Verzerrungen einer in überdrehter Melodieseligkeit schwelgenden Gitarre gerinnen unter den warmen Strahlen eines puren Kontrabassklanges zu einer betörenden Synthese aus John Abercrombies Feinsinnigkeit, Bill Frisells Western-Romantik und James „Blood“ Ulmers Punk-Pose. Trio-, Duo- und Solospiel ereignen sich gleichzeitig als hohe Kunst der Interaktion, die die Frage nach der Genrezugehörigkeit dieser Musik in der wärmenden Glut ihrer Hörerfahrung weit hinter sich lässt.
Thomas Fitterling, 01.04.2017
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