Sony Classical 88875130192
(54 Min., 6/2015 - 1/2017)
Wenn der Name Arcadi Volodos fällt, denkt man nahezu reflexartig an jene Zeit des Pianisten, als er mit wohl nur von ihm zu spielenden Transkriptionen den Ruf als Supervirtuose erlangte. Das ist zwar schon lange her, aber das Klischee vom Tastenartisten hält sich hartnäckig. Dabei ist Volodos längst ein absoluter Meister der nuancierten Finesse und der schwelgerischen Delikatesse, des empfindsamen Singens und des ausdrucksreichen Erzählens. All das zeigte er immer wieder in den Aufnahmen mit romantischer Klaviermusik — von Schubert und Schumann, aber auch von Liszt und da nicht zuletzt in den völlig anti-virtuosen, kargen Klavierpiècen aus dessen letzten Lebensjahren. Eine noch nicht ganz so winterliche Abschiedsstimmung herrscht in den vier Klavierheften op. 116 - 119, die Johannes Brahms im Spätherbst seines Lebens schrieb. Trotzdem meint man in ihnen diesen gnadenlos melancholischen Unterton selbst dann noch zu vernehmen, wenn wie etwa im a-moll-Intermezzo aus op. 118 die Musik irgendwie doch dem Himmel entgegen stürmen will. Im Rahmen seines Brahms-Recitals, das ganz dem Komponisten der Kleinform gewidmet ist, weiß Volodos beeindruckend die Balance zwischen Überschwang und Bitterkeit hörbar zu machen. Nichts wirkt überzeichnet, sondern aus einem Guss. Überhaupt kann er dank seiner manuell grenzenlosen Möglichkeiten ohne Müh’ ein vielschichtiges Seelenpanorama entwerfen, bei dem das Schwerblütige in der Musik von Brahms mit dem Geistreichen zusammenkommt. Und wie er gleich zu Beginn, im zweiten der ersten vier hier zu hörenden Klavierstücke op. 76, mit vollem runden Ton und Charme im Ausdruck, Brahms zu einem Bruder im Geiste von Schubert werden lässt, ist einer der Höhepunkte des Albums. In dieser Musikwelt ist Volodos unüberhörbar in seinem Element.
Guido Fischer, 08.04.2017
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