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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Georg Friedrich Händel

Israel in Egypt

Tavener Players and Choir / Andrew Parrott

Virgin Classics (EMI), 0724356215528
(135 Min., 2009-05-24) 2 CDs

Als Händel 1739 sein Oratorium „Israel in Egypt" uraufführte, kam es nur zu einem Achtungserfolg - wenn man dies überhaupt noch so nennen kann. Nun ist selbiges auch nicht weiter verwunderlich, da das Oratorium ganz andere Ansprüche an die damaligen Hörer stellte, als diese gewöhnt waren. Das Werk wurde als „zu ernst" etikettiert, zu „feierlich für das gemeine Ohr". Tatsächlich ist das Werk ob seines alttestamentarischen Inhaltes getragen: Das spricht aber noch nicht dafür, es als zu sperrig oder gar zum Hören zu schwer einzustufen. Denn gerade im zweiten und dritten Teil gibt es eine ganze Reihe dramatischer („He gave them hailstones") und festlicher („Moses and the children of Israel") Abschnitte, die sofort ins Ohr gehen und mitreißen. Tatsächlich machte dem zeitgenössischen Hörer wohl die Besetzung des Oratoriums wesentlich mehr zu schaffen, als der tiefschürfende Charakter. Wartete das Publikum nämlich auf spektakuläre oder ausgesprochen melodiöse Arien, so präsentiert Händel hier den Großteil des Textes in Form von eindrucksvollen Chor-Tableaus, genauer mittels eines Doppelchors, der sinnfällig das Volk Israel repräsentiert. Die Solisten treten nur selten in Arien („The enemy said") oder in Duetten („The Lord is a man of war") hervor. Händels geniale Anlage traf also nicht den Erwartungshorizont. Gottlob ist das heute anders. Und so liegt von diesem Meilenstein der Chormusik eine Reihe von sehr ordentlichen Einspielungen vor, die von der Aufnahme von Andrew Parrot mit dem Tavener Choir und den Tavener Players angeführt wird. Parrott und „seine" Ensembles bescheren dem Hörer ein wahres Klangfest. Und das, obwohl auf historischen Instrumenten ganz nach historisierendem Gusto musiziert wird. Da ist nichts dürr oder klanglich skelettiert und die Tempi sind angenehm und angemessen flott und doch nicht gehetzt. Parrott arbeitet auf dieser technischen Grundlage die diesem Werk innewohnende Dramatik und den emotionalen Facettenreichtum mit einem ganz erstaunlichen Sinn für biblische Theatralik heraus, sodass die gesamte Partitur aufs Beste ausgeleuchtet wird. Hinzu kommt, dass die beiden „Tavener"-Ensembles glänzend klingen, dass herrlich artikuliert wird, dass alle Dynamik auf das Schönste abgestimmt ist und dass die Produktion bei aller handwerklichen Präzision nicht kühl oder distanziert klingt - ein Makel der beispielsweise den meisten Gardiner-Aufnahmen anhaftet. Einen guten Eindruck hinterlassen auch die Solisten, die sämtlich große Namen im englischen Oratoriengeschäft sind (Nancy Argenta, Emily van Evera, Timothy Wilson, Anthony Rolfe Johnson, David Thomas, Jeremy White).

Wolfgang-Armin Rittmeier, 35 Jahre, Meinersen OT Päse


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