home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Startseite · Oper & Konzert · Hausbesuch

Der Jazzclub Birdland in Neuburg an der Donau

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Die großen Festivals sind so etwas wie die Partei- oder Kirchentage des Jazz, die kleinen Jazzclubs aber sind der Sauerteig der Szene. Hier vollzieht sich die kreative Basisarbeit. In einer neuen Serie porträtiert RONDO Jazzclubs, die sich dieser Aufgabe modellhaft stellen.

Birdland, das war im New York der 50er Jahre „the jazzcorner of the world“, und von einer Jazzecke in der oberbayerischen Provinz träumte 1958 ein Häuflein Eingeschworener, als es in der kleinen ehemaligen Fürstenstadt Neuburg an der Donau ihren Jazzclub Birdland gründete. Doch in der „Perle der Renaissance und des Barocks“ ließen sich die ideellen Vorstellungen des Jazzclubs schlecht mit den materiellen Interessen der jeweiligen Wirte verbinden, und so folgte eine erschöpfende Odyssee durch verschiedene Lokalitäten. Einer allerdings gab nicht auf, der Vermessungsbeamte und Vereinsvorsitzende Manfred Rehm.
Just als Rehm glaubte, es ginge nichts mehr, kam aus einem Keller das legendäre Lichtlein her. Beim Umbau der Hofapotheke in der Altstadt war ein prächtiges Gewölbe entdeckt worden. Manfred Rehm konnte den Eigner dazu überreden, die Räume dem Birdland zu überlassen. In unermüdlicher Überzeugungsarbeit gelang es Rehm, die Stadt mit ins Boot zu holen und zusammen mit dem Geschäftsmann Fritz von Philipp und der Bernhard-Riepl-Stiftung einen Sponsorenpool aufzubauen. Dank dieses Pools und der Beiträge von fast 200 Mitgliedern kann sich der Club ein Traum- Equipment leisten, das vom Bösendorfer-Flügel bis zur Top-Übertragungsanlage reicht. Kein Wunder also, dass er mit seinem Qualitätsprogramm bald eine Spitzenadresse der internationalen Clubszene wurde. Mit der „Art of the Piano“-Reihe setzt er Maßstäbe in seinen wöchentlichen Konzerten, und im Sommer sorgt das dreitägige „Open-Air-Spektakel“ im Schlosshof für Furore.
Im Jahr 2001 erfuhr das Kooperationsmodell mit der Wirtschaft eine neue Dimension. Bei Audi im benachbarten Ingolstadt fand man, dass „der Jazz am Puls der Zeit liegt und zum Image von Audi passt“. Man besann sich dabei auf die Kompetenz des Neuburger Impresarios und rief mit dem Birdland als organisierendem Veranstalter die monatlichen Konzerte „Jazz im Audi Forum“ und die donnerstägliche intime „After Work Jazz Lounge“ ins Leben.
Dem Birdland wächst so eine multiplizierte Öffentlichkeitswirkung zu, und gleichzeitig kann es mit der Jazzlounge nicht ganz kellerkompatible Kleinformationen aus dem süddeutschen Raum fördern. Vor allem aber kann es mit den Forumskonzerten endlich große Formationen präsentieren, für die der Neuburger Club zu klein wäre. Stolz verweist man auf die Gastspiele des Vienna Art Orchestra oder der Count Basie Big Band. Kurz: Die Geschichte des Birdland ist ein Wirklichkeit gewordenes Jazzmärchen, in dem der Impresario Manfred Rehm tatsächlich durch sein frühes Engagement den sprichwörtlichen „Wurm“ gefangen hat.

Programm und mehr: www.birdland.de

Thomas Fitterling, 13.12.2014, RONDO Ausgabe 4 / 2006



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Gefragt

Andrè Schuen

Ums nackte Singen

Mit Schuberts „Schöner Müllerin“, zugleich sein Label-Debüt frisch unter Vertrag, startet […]
zum Artikel

Festival

Klosterkonzerte Maulbronn

Klangvolles Weltkulturerbe

Im historisch wertvollen Ambiente laden die Klosterkonzerte Maulbronn zu musikalischen Begegnungen […]
zum Artikel

Hausbesuch

Wiener Symphoniker

Erfolg als Ansporn

Die Wiener Symphoniker stecken sich neue Ziele. Und sie zeigen sich unter GMD Philippe Jordan […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Es erhielt 1885 den 1. Preis im Kompositionswettbewerb des Berliner Tonkünstlervereins und wurde Ende des Jahres in Meiningen unter den Auspizien von Brahms und Bülow uraufgeführt. Komponiert 1883/84, zwischen der 1. Sinfonie und der Burleske für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen […] mehr


Abo

Top