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Obwohl Karl Böhm schon 1981 verstorben war, sorgte er 2015 erneut für Gesprächsstoff. Im Zuge der Aufarbeitung ihrer Geschichte in den Nazi-Jahren wiesen die Wiener Philharmoniker auf Böhms unrühmliche Rolle in jener Zeit hin. Diese Schatten der Vergangenheit gehören ebenso selbstverständlich zum Werdegang eines Dirigenten, der trotz seines (packenden) Engagements auch für Alban Bergs „Wozzeck“ ein Konservativer war. Die klassisch-romantische Linie von Mozart bis Wagner sowie die Opern von Richard Strauss – in diesem Radius bewegte sich Böhm. Anlässlich des 40. Todesjahres des Grazers wurden nun erstmals sämtliche Einspielungen, die für die Labels Philips und Decca entstanden sind, zu einer beachtlichen Box gebündelt. Darunter finden sich im Grunde fast nur Aufnahmen ohne Halbwertzeit und damit zum Zungeschnalzen. Über allen thront selbstverständlich das „Ring“-Paket, das 1966 bei den Bayreuther Festspielen mitgeschnitten wurde und bei dem Böhm ein legendäres Sängerteam unter anderem mit Wolfgang Windgassen, Birgit Nilsson und Anja Silja zu Höchstleistungen animierte. Böhms (stets akribischem) Händchen als Sängerdirigent begegnet man aber auch bei Mozarts „Zauberflöte“ und „Le Nozze di Figaro“ mit dem Sahne-Quartett Sena Jurinac, Rita Streich, Walter Berry und Christa Ludwig. Hinzu kommen Strauss’ „Die Frau ohne Schatten“ und die „Vier letzten Lieder“ mit der Mozart- und Strauss-Sirene Lisa Della Casa. Unter den Instrumentaleinspielungen finden sich weiters ausgewählte Beethoven-Klavierkonzerte, bei denen Böhm sich ausgenommen gut mit den pianistischen Antipoden Backhaus und Gulda verstand.
Guido Fischer, 25.09.2021, RONDO Ausgabe 4 / 2021
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Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr