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Sondra Radvanovsky (c) Marty Sohl/Met Opera.
Es hat lange gedauert, bis wir wieder einmal amerikanischen Boden betreten haben, seit November 2019 fast drei Jahre. Das New York Philharmonic hat im Lincoln Center seine neu ausgebaute David Geffen Hall eröffnet. Und auch in der Metropolitan Opera, eines der Corona-Sorgenkinder des Betriebs, wirkt alles wie immer. Die Auslastung scheint sogar höher als vor der Pandemie, obwohl wir drei ausgesprochene Met-Raritäten für unseren Besuch ausgewählt haben. Doch General Manager Peter Gelb dämpft: „Wir sind immer noch 20 Prozent unter der Auslastung, die uns finanzielle Ausgeglichenheit verspricht.“
Also müssen bei dem privat finanzierten Haus die Sponsoren einspringen. Sie taten es gern bei einem Stückdebüt: der „Medea“ von Luigi Cherubini. Die wurde erstmals und extra inszeniert für Sondra Radvanovsky, die regierende Sopran-Met-Diva. Der Elefant im Raum, Maria Callas, mit der das Stück durch ihre damalige Wiederbelebung stets assoziiert wird, trompetete nicht los, denn die Radvanonsky macht es sich total zu eigen, mit netzlosem Stimmeinsatz, Körperspannung und Charisma. Medea mordet jetzt auch in Manhattan.
Genau am 40. Jahrestag ihrer Premiere wirkte Jean-Pierre Ponnelles zwischen Barock und Antike, Piranesi und Praxiteles oszillierende Inszenierung von Mozarts „Idomeneo“ immer noch frisch. Erstmals seit James Levine durfte in seinem Met-Debüt Manfred Honeck an dieses Juwel. Und das Orchester, das seit der Pandemie etwa 15 Prozent seiner Mitglieder ausgetauscht hat, tönt fein und trotzdem spannungsvoll klangstark. Honeck unterstützt eine ideale Besetzung, angeführt von Michael Spyres als koloraturgroßmächtigem Idomeneo.
Sogar die frech-direkte „Lady Macbeth von Mzensk“-Inszenierung Graham Vicks aus dem Jahr 1994 hat statt Perestrojka-Kritik jetzt plötzlich einen ganz aktuellen Russen-Ansatz. Keri-Lynn Wilson, Gelbs kanadische Frau ukrainischer Abstammung, die nach 17 Gattenamtsjahren nun ihr Met-Debüt gab, dirigierte Schostakowitsch mit grimmiger Eleganz. Das waren Vorstellungen, groß, kraftvoll, wirkungsstark, wie wir sie an der Met lieben.
Matthias Siehler, 03.12.2022, RONDO Ausgabe 6 / 2022
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Die „Études-Tableaux“ op. 39 von Rachmaninow sind bekannt für ihre düstere Atmosphäre und gelten als eine der modernsten Kompositionen des Komponisten. Entstanden sind sie im Jahr 1917 kurz vor seiner Flucht in die USA, aufgrund ihrer virtuosen Schwierigkeiten stellen sie eine Herausforderung für jeden Pianisten dar. Nikolai Obuchows „Six Tableaux psychologiques“ von 1915 wiederum zeigen Einflüsse von Alexander Skrjabin und präsentieren sich als komplexe und vielschichtige […] mehr