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Auf die Frage, was Komponisten dazu bringt, ein klingendes Etwas zu Papier zu bringen, gibt es verschiedene Antwortmöglichkeiten. Eine der beliebtesten ist, dass man wohl von einer überirdischen Macht dazu verleitet wird. Claus-Steffen Mahnkopf bietet da eher eine pragmatische Erklärung: „Komponisten sind diejenigen, denen ihre Einfälle so gut erscheinen, dass es sich lohnt, diese aufzuschreiben.“ Doch es bleibt das Rätsel: Wovon hängen diese Einfälle ab? Und welche Mittel und Möglichkeiten haben die Komponisten in ihren unterschiedlichen Epochen gehabt, ihren Klang-Gedanken eine adäquate Form zu verleihen? Diesen Kardinalfragen hat sich jetzt mit Mahnkopf ein Mann der Praxis gewidmet. Schließlich gehört er schon lange zu den avanciertesten Komponisten der Gegenwart. Zugleich ist Mahnkopf ein glänzender Musikschriftsteller, der selbst komplexeste Sachverhalte mit geradezu leichter Feder und damit auch für diejenigen verständlich beschreiben kann, deren letzte Musikstunde eine halbe Ewigkeit zurückliegt. Und weil Mahnkopf alles im Blick zu haben scheint, den Kontrapunktiker Bach genauso wie György Ligeti oder die Soundtrackfabriken in Hollywood, kann man mit ihm vielen erfolgreichen Komponisten bei ihrem Schaffensprozess endlich mal etwas über die Schulter schauen.
Guido Fischer, 17.12.2022, RONDO Ausgabe 6 / 2022
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