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(c) Giulia Papetti
Offiziell hatte alles 1984 begonnen. In Ravenna, der ehemaligen Kapitale des Byzantinischen Reiches, taten sich hochtalentierte Musikstudenten zu einem Alte Musik-Ensemble zusammen und gaben sich den Namen „Accademia Bizantina“. So begeistert man sicherlich daraufhin erste Konzerte gab, so sollte doch erst das Jahr 1989 die Weichen für die Erfolgsgeschichte dieser italienischen Originalklangtruppe stellen. Als man sich nämlich mit dem damaligen Dirigenten Carlo Chiarappa an die Aufnahme der Werke Arcangelo Corellis machte, befand sich unter den Gastmusikern auch Cembalist Ottavio Dantone. Und aus dieser ersten Begegnung ist seitdem eine äußerst fruchtbare Künstlerfreundschaft entstanden.
Seit 1996 ist Dantone Chefdirigent der Accademia Bizantina. Und dank ihm hat das international besetzte Ensemble ein einzigartiges Profil erlangt, mit dem man sich von solchen italienischen Alte Musik-Teams wie Il Giardino Armonico abhebt. Denn statt auf Presto-Prestissimo-Power und effektvolle Zackigkeit im Rhythmischen setzt man lieber auf einen kultivierten Nuancenreichtum, mit dem man das feinste Gewebe der Barockpartituren bisweilen geradezu kammermusikalisch einfängt. Allein auf Tonträger ist diese Art der immer auch seelenvollen Originalpflege zuhauf dokumentiert, ob bei Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ oder bei all den „Einsame Insel“-Einspielungen mit Countertenor Andreas Scholl. Und natürlich auch auf den aktuellen Aufnahmen der beiden Concerti grossi-Pakete opp. 3 & 6 von Georg Friedrich Händel sorgt das transparente Klangbild für einen derart unmittelbaren Hörgenuss, dass man glauben könnte, man säße direkt vor und zwischen den Musikern.
Mit diesen Händel-Würfen unterstreichen die Musiker um Ottavio Dantone aber nicht nur ihre besondere Verbundenheit zum Werk des Sachsen, der sich in seiner Wahl-Heimat London mit den Concerti grossi vor seinem Idol Corelli verbeugen sollte. Diese Einspielungen, die einzeln oder in einer fulminanten Box zu haben sind, bilden einen weiteren Mosaikstein beim ensembleeigenen Label HDB Sonus. 2020 machte man den Anfang mit einem Live-Mitschnitt von Händels Oper „Rinaldo“. Und schon damals konnte man von der Aufmachung der Produktion her – von der Aufnahmequalität bis zur Bookletgestaltung – nur begeistert sein. Gleiches gilt nun für Händels „Concerti grossi“, die Dantone als „ein grundlegendes Werk der Musikgeschichte“ bezeichnet. „Hier ist die ganze Weisheit und kompositorische Verve eines Musikers versammelt. Alle Formen, Stile und Tänze der Epoche werden mit Geschick und Raffinesse dargestellt. Aber das Bezaubernde ist, dass es Händel gerade in der Abwesenheit von Worten gelingt, die Musik so sprechen zu lassen, wie nur er es konnte.“ Mit seiner Accademia Bizantina hat Dantone nun all diese Merkmale und Charakterzüge der Händelschen Kunst in Idealform zum Klingen gebracht. Weshalb man sich schon jetzt auf die für das Frühjahr geplante Einspielung einer weiteren Serie epochaler Concerti grossi freuen darf – nämlich auf das volle Dutzend op. 6 von Händels Leitstern Corelli.
www.hdbsonus.it
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