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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Erich Wolfgang Korngolds „Stumme Serenade“ an der Wiener Kammeroper (hier: Höfling, Bärhold, Strobele, Miorin, Lary) (c) Herwig Prammer

Café Imperial

Unser Stammgast im Wiener Musiker-Wohnzimmer

Erich Wolfgang Korngolds „Die stumme Serenade“ ist das letzte Bühnenwerk des Komponisten der „Toten Stadt“. In Gestalt von Jazz-Einsprengseln verarbeitet Korngold Erfahrungen der Emigration; und nähert sich nachträglich der vergangenen Berliner Operette wieder an. Nachdem das Werk 1954 bei der Kritik durchfiel, kommt es mittlerweile wieder häufiger zu Ehren. Die österreichische Erstaufführung im Kellertheater der Wiener Kammeroper ist aber wohl doch ein Nümmerchen zu klein dimensioniert. Treffliche Protagonisten wie Jasmin Sakr, Peter Bording und Stefano Bernardin (Präsident) hinterlassen keinen stärkeren Eindruck als das Werk selbst (Regie: Dirk Schmeding). Und doch muss man sagen: Glücklich die Stadt, die eine so herrliche, auch schön renovierte ‚Off-Bühne‘ zu bieten hat. Die Wiener Kammeroper residiert im ehemaligen Ballsaal des Hotels Post am Fleischmarkt. Sie ist die vermutlich meistübersehene Sehenswürdigkeit von Wien.

Im Café Imperial, wo man manchmal direkt vor der Vorstellung Künstler sieht, die anschließend auf einer Bühne vor uns hintreten, denken wir heute über den Moment des Auftritts nach. „Ich denke gar nichts, wenn ich auf eine Bühne gehe“, sagt die litauische Sopranistin Asmik Grigorian. „Wenn ich mich verbeuge und das Publikum begrüße“, so die Dirigentin Joana Mallwitz, „versuche ich die Energie des Publikums mitzunehmen, sobald ich mich zum Orchester umdrehe und den Einsatz gebe.“ Schon komplizierter. „Ich denke an die persönlichen Freunde von mir, die vielleicht im Parkett sitzen“, so Pianist Jean-Yves Thibaudet. Als die Country-Ikone Dolly Parton einmal von jungen Sängerinnen gefragt wurde, woran man denken solle, wenn man eine Bühne betritt, antwortete sie: „Denk’ daran, nicht lang hinzuknallen!“ Ein guter Rat.

Die Saison an der Wiener Staatsoper beginnt mit einem – mit Anja Kampe, Eleonora Buratto und Michaela Schuster – eher mittelprächtig besetzten „Trittico“ von Puccini (ab 4.10.). Zuvor exhumieren Omer Meir Wellber und Lotte de Beer eine alte „Salome“-Inszenierung von Luc Bondy an der Volksoper (mit Astrid Kessler, ab 15.9.). Das Theater an der Wien gräbt Donizettis „Les martyrs“ aus (die französische Version von „Poliuto“, mit John Osborn, ab 18.9.). Im Musikverein schickt noch einmal Christian Thielemann seine (demnächst ehemalige) Sächsische Staatskapelle vorbei (Alpensinfonie, 11./12.9.). Bei den Wiener Philharmonikern spielt Frank Peter Zimmermann das Elgar-Violinkonzert (Dirigent: Daniel Harding, 29./30.9., 1.10.). Was kein überragender Output ist. – Im Konzerthaus gibt man sich mehr Mühe. Hier eröffnet Riccardo Chailly mit dem Scala-Orchester die Saison auf Italienisch (4.9.). Die Wiener Philharmoniker spielen unter Jakub Hrůša (8.9.). Vladimir Jurowski präsentiert das gern unterschätzte Bayerische Staatsorchester (23.9.), Robin Ticciati gastiert bei den Wiener Symphonikern (Lied von der Erde, 7./8.10.). Patricia Kopatchinskaja gibt einen Kammermusikabend (23.9.). Rudolf Buchbinder spielt Chopin (1.10.). Und Cameron Carpenter traktiert die Orgel (9.10.). Anna Netrebko singt einen großen Querschnitt durch „La traviata“ (8.9.). Piotr Beczała gibt einen Arienabend (10.9.). Was viel mehr ist und auch viel interessanter. – In dem von uns geliebten Ehrbar Saal präsentiert der Internationale Helmut Deutsch Liedwettbewerb junge Sängerinnen und Sänger, die ihren ersten, ganz großen Auftritt vielleicht noch vor sich haben (Finalkonzert: 16.9.). Ober, zahlen!

Kai Luehrs-Kaiser, 09.09.2023, RONDO Ausgabe 4 / 2023



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