Jonas Kaufmann (c) Gregor Hohenberg/Sony Classical

Boulevard

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit

Bunte Klassik

Kaufmann geht ins Kino

Jonas Kaufmann liebt nicht nur die großen Opernpartien. Wie vielen Sängern haben es auch ihm die berühmten Filmmelodien angetan. Von den Zwanzigerjahren bis in die Gegenwart reicht die Auswahl der unsterblichen Songs, denen er, eingehüllt in großen Orchestersound, seine Stimme schenkt – wobei „Maria“ aus Leonard Bernsteins „West Side Story“ einen Bogen zwischen Kino und Musiktheater spannt. Außerdem dabei: „Where Do I Begin“ aus „Love Story“, „Moon River“, aber auch Neueres wie „Conquest Of Paradise“, „Now We Are Free“ aus „Gladiator“ oder das eigens von der Komponistin für dieses Album geschriebene Arrangement des Themas aus „The Cider House Rules“ von Rachel Portman.

Der ganze Klavier-Joplin

Wenn man „Ragtime“ sagt, meint man ihn: Scott Joplin, der als „Vollender“ dieses synkopierten Musikstils in die Geschichte einging. Joplin, der von 1868 bis 1917 lebte, hat über achtzig „Rags“ für Klavier geschrieben, von denen viele heute als Evergreen gelten. Warum hat man diesem Großmeister, der für seine Musik sicher ähnliche Bedeutung besitzt wie etwa ein Chopin für die Klavierromantik, nie eine Gesamtaufnahme gewidmet? Hat man! Und das bereits im Jahre 1975. Es war der Jazzpianist und Komponist Dick Hyman, der sich damals Joplins Klavierwerk vorgenommen hat. Leider erlebte das Material nur lückenhafte Veröffentlichung. Erst jetzt können wir Hymans Joplin in seiner Gesamtheit erleben – gespielt mit einer Hingabe und fein herausgearbeitetem Detailreichtum, die die Genialität dieses Komponisten erstmals voll und ganz dokumentieren.

Jóhannssons „verlorene Sinfonie“

Er hat sie noch miterlebt – Jóhann Jóhannsson war anwesend bei der Uraufführung seiner Orchesterkomposition „A Prayer To The Dynamo“ im Jahre 2012 auf dem Winnipeg New Music Festival. 2018 schied der Komponist überraschend aus dem Leben. Sein „Gebet an den Dynamo“ blieb erst einmal in der Schublade, die jetzt erschienene Erstaufnahme dieser von der Faszination der Technik geprägten Klangwelt gilt als Entdeckung einer „verlorenen Sinfonie“. Wie in vielen seiner Partituren entwickelt Jóhannsson auch hier Sogkraft aus langen Klangbändern, die nach und nach feinste Farbenveränderungen aufnehmen und so langsam vom wie nebenbei einsetzenden Unterton zu dramatischen Massen anschwellen.

Klanglandschaften am Akkordeon

Man muss Viviane Chassot gehört haben, um zu erleben, wie vielfältig ein Akkordeon klingen kann: ferner Gesang, weich intonierte Holzbläser, ruhevolle Bässe, aber auch die Dramatik kraftvoller Akkorde – in den Händen der in Zürich geborenen Virtuosin wird das Instrument geradezu sinnlich und entfaltet ein riesiges Spektrum. In „Folk Flow“ erkundet die Künstlerin musikalische Landschaften von der Bretagne bis nach Irland, von Spanien bis nach Frankreich, unter anderem mit Arrangements von Werken aus den Federn von Enrique Granados, Erik Satie, Frédéric Chopin oder Ludovico Einaudi.

Fjarill feiert Jubiläum

Diese beiden Frauen tragen eine ganze Musikwelt in sich: die Südafrikanerin Hanmari Spiegel und die Schwedin Aino Löwenmark sind gemeinsam das Duo „Fjarill“, das seine Songs in Deutsch, Schwedisch, Afrikaans und Zulu textet und auch musikalisch mit Gesang, Violine, Klavier und vierköpfiger Begleitband die unterschiedlichsten Stilarten pflegt. Mal folkloristisch, mal poppig, mal jazzig, im Stil eines leidenschaftlichen Chansons oder avantgardistisch. „Walden“ ist Fjarills zehntes Album, welches übrigens durch die Fangemeinde durch Crowdfunding mitfinanziert wurde. Unterstützt werden sie dabei mit Jürgen Spiegel und Omar Rodriguez Calvo durch Musiker des Tingvall Trios. Glückwunsch!