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Sinfonieorchester Basel

Familienbande

Unter seinem Chefdirigenten Ivor Bolton widmet sich das Sinfonieorchester Basel mit Gästen wie den Jussen-Brüdern und den Labèque-Schwestern musikalischen Verwandtschaftsbeziehungen.

„Ich sehe nicht ein, warum ich keine Sinfonie auf mich selbst machen sollte“, sagte Richard Strauss einmal. „Ich finde mich ebenso interessant wie Napoleon oder Alexander.“ An Selbstbewusstsein hat es dem Bajuwaren nie gemangelt. Und selbst als Familienmensch muss er sich als goldenes Vorbild empfunden haben. Immerhin verewigte er sich in der Tondichtung „Sinfonia domestica“ als fürsorglicher Vater, Ehemann, Onkel und Neffe. Dieses herrlich klangvolle Selbstporträt des eitlen Strauss ist nun auch Teil eines musikalischen Familienalbums, das das Sinfonieorchester Basel und sein Chefdirigent Ivor Bolton für die neue Konzertsaison 2023/24 zusammengestellt haben.
Tatsächlich feiert man in den zwölf Sinfoniekonzerten mit der ‚Familie‘ nicht nur die „älteste aller Gemeinschaften“, sondern laut Jean-Jacques Rousseau auch die „einzige natürliche“. Und gleich beim Eröffnungskonzert kommen zwei solcher „natürlichen“ Verbindungen zum Zug. So spielen die niederländischen Klavierbrüder Lucas und Arthur Jussen das Konzert für zwei Klaviere, das Felix Mendelssohn Bartholdy seiner Schwester Fanny zum 18. Geburtstag schenkte. Gleich drei Brüder haben hingegen bei Beethovens Tripelkonzert ihren großen Auftritt – es sind Edgar, David und Jérémie Moreau! Und während die Star-Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla mit ihrer Schwester, der Pianistin Onutė Gražinytė, erstmals nach Basel kommt, darf natürlich auch das berühmteste pianistische Schwesterngespann nicht fehlen: Gemeint sind Marielle und Katia Labèque, die sich zusammen mit Gastdirigent Krzysztof Urbański anhand Mozarts Konzert für zwei Klaviere tiefsinnig ergänzen.
Das diesjährige Motto „Familienbande“ wird aber nicht nur über solche engmaschigen Verwandtschaftsbeziehungen mit Leben gefüllt. Auch der große Einfluss musikalischer Zieh­väter spiegelt sich in den Programmen immer mal wider. Wie im Fall etwa des Meistergeigers Daniel Hope, der mit Elgars Violinkonzert ein Werk spielt, bei dem er sofort an seinen Mentor Yehudi Menuhin denken muss. „Seine legendäre Aufnahme ist einfach gigantisch“, so Hope, der das Glück hatte, bereits als Kind in London den Jahrhundertgeiger kennenzulernen.
Auch die koreanische Komponistin Unsuk Chin, die beim Sinfonieorchester Basel als „Composer in Residence“ gastiert, hatte mit György Ligeti einen wichtigen Lehrer. Vor allem waren es Ligetis grundlegende Zweifel an einer fortschrittsgläubigen Avantgarde, welche die vielfache Preisträgerin bis heute geprägt haben. Ihre ungemein farbenreiche und spannungsvolle Klangsprache ist jetzt in gleich vier Konzerten zu bestaunen, darunter auch bei der Uraufführung des Orchesterstücks „Alaraph – Ritus des Herzschlags“. Zudem erklingt eine Hommage an Ligeti in Form seines Kultstücks „Atmosphères“, das 1961 unweit von Basel, in Donaueschingen uraufgeführt wurde.
Zwischendurch darf man aber immer wieder auch das Spiel der französisch-albanischen Pianistin Marie-Ange Nguci bejubeln, die als „Artist in Residence“ beim Sinfonieorchester Basel zu hören ist. Wobei die vielgerühmte Pianistin dann bisweilen auch auf so manche Schwester im Geiste trifft – wie im Fall von Beethovens 4. Klavierkonzert, das Marie-Ange Nguci und Mirga Gražinytė-Tyla zusammenführt.

Sinfonieorchester Basel

Saison 2023/24 – „Familienbande“
www.sinfonieorchesterbasel.ch

Tickets: ticket@sinfonieorchesterbasel.ch
oder +41 (61) 27 22 525

Guido Fischer, 02.09.2023, RONDO Ausgabe 4 / 2023



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