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N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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(c) Hanna Becker

Kissinger Sommer

Von Mendelssohns Salon ins Moka Efti

Unter dem Motto „Ich hab’ noch einen Koffer in …“ präsentiert das bayerische Festival viele Facetten der Berliner Musikkultur.

Das Konterfei von Otto Fürst von Bismarck prangt jetzt sogar auf Pralinen eines lokalen Chocolatiers. Bad Kissingen lässt sich einiges einfallen, um die Erinnerung an illustre Gäste wachzuhalten. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der Reichskanzler 1874 ausgerechnet zum „Abspecken“ kam und danach noch viele Male zurückkehrte. Denn ruckzuck kreierten damals clevere Kissinger Konditoren eine sicherlich nicht kalorienarme „Bismarck-Torte“.
Frei nach Marlene Dietrichs Hit „Ich hab’ noch einen Koffer in Berlin“ will das Festival Kissinger Sommer in diesem Jahr neue musikalische Brücken zwischen Berlin und der Kurstadt bauen. Neben international besetzten klassischen Sinfonie- und Kammerkonzerten wird auch allerlei Unterhaltungskunst, längst nicht nur aus den wilden Zwanzigern, geboten.
Zur Eröffnung spielt das BBC Symphony Orchestra unter Leitung von Sakari Oramo die „Oberon“-Ouvertüre von Carl Maria von Weber, Kurt Weills Kantate „Der neue Orpheus“ und Felix Mendelssohn Bartholdys Schauspielmusik „Ein Sommernachtstraum“, unter Mitwirkung der Sängerinnen Anu Komsi und Susan Zarrabi, der BBC Singers und der Schauspielerin Martina Gedeck. Die zunächst separat erschienene Konzertouvertüre zu Shakespeares Komödie kam einst im Berliner Salon der Familie Mendelssohn zur Uraufführung. Weitere Stücke des Komponisten erklingen auch in zahlreichen Kammerkonzerten, unter anderem mit dem Fauré Quartett, dem Bratschisten Timothy Ridout, dem Klavier-Duo Tal und Groethuysen und der Cellistin Raphaela Gromes. Gemeinsam mit den Berliner Barock Solisten interpretieren der Geiger Christian Tetzlaff und die Oboistin Marie Tetzlaff außerdem Werke des am preußischen Hof aktiven Carl Philipp Emanuel Bach sowie seines berühmten Vaters Johann Sebastian.
Neben dem Symphonieorchester des BR, erstmals mit seinem neuen Chef Sir Simon Rattle, den Bamberger Symphonikern, den Münchner Philharmonikern, dem Mozarte­umorchester Salzburg und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sind Berliner Orchester und Chöre bei dieser Ausgabe natürlich ­besonders stark vertreten. Das Deutsche Symphonie-Orchester und Tugan Sokhiev haben unter anderem die Vierte Sinfonie des Jubilars Anton Bruckner im Gepäck. Unter Leitung von Adam Benzwi präsentiert das Orchester der Komischen Oper mit Dagmar Manzel und Max Hopp die 1932 in Berlin uraufgeführte Musikkomödie „Eine Frau, die weiß, was sie will“ von Oscar Straus.
Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin bietet mit dem Dirigenten Vladimir Jurowski und dem Pianisten Martin Helmchen ein Mozart- und Bruckner-Programm, und das Konzerthausorchester tritt mit seiner Chefin Joana Mallwitz und dem Klavier-Duo Lucas und Arthur Jussen auf. Aus dem Großraum Berlin kommt die Kammerakademie Potsdam mit der Flötistin Silvia Careddu und dem Hornisten Stefan Dohr hinzu. Der Rundfunkchor Berlin zelebriert die „Petite Messe solennelle“ von Ex-Kurgast Gioachino Rossini, und der RIAS Kammerchor ist mit dem A-cappella-Programm „Stella Maris – Stern des Meeres“ zu hören. In die goldenen Zwanziger entführt das aus der TV-Serie „Babylon Berlin“ bekannte Moka Efti Orchestra, außerdem zeigt sich Désirée Nick als „letzte lebende Diseuse“. Und die freche Revue „Berlin, Du coole Sau“ lädt ein zu einer Zeitreise durch hundert Jahre Musikgeschichte.

Kissinger Sommer

„Ich hab’ noch einen Koffer in …“
21. Juni bis 21. Juli
Infos und Tickets auf:
www.kissingersommer.de

Corina Kolbe, 06.04.2024, RONDO Ausgabe 2 / 2024



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