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1907 machte sich Gustav Mahler auf in die Neue Welt, um in New York erst an der MET einen künstlerischen Neuanfang einzuläuten. Später dann kamen die New Yorker Philharmoniker hinzu. Ebenfalls mit dabei war Gattin Alma Mahler. Gerade einmal vier Jahre sollte diese Episode in der fernen Fremde dauern. Im April 1911 reist er wieder zurück nach Europa, um nur einen Monat später in Wien zu sterben. Nun ist Mahlers Zeit in den USA in den vielen Biografien über diesen Komponisten natürlich nie so stiefmütterlich behandelt worden, wie es der amerikanische Musikkritiker und -Schriftsteller Joseph Horowitz im Vorwort seines Romans „Die Mahlers in New York“ behauptet. Aus allzu europäischem Blickwinkel, so Horowitz, wurde Mahler stets beschrieben. Das habe ihn zu einer Gegenperspektive herausgefordert, die im letzten Jahr unter dem Titel „The Marriage – The Mahlers in New York“ erschienen ist und bereits jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt. Für sein fiktives Porträt des Kurzzeit-Amerikaners Mahler hat Horowitz ein entsprechend umfangreiches Quellenstudium betrieben, um dem beruflichen wie privaten, auch von zahlreichen Spannungen und Anfeindungen durchsetzten Umfeld so nahe wie möglich zu kommen. Dabei wird natürlich etwa auch Mahlers MET-Vorgänger Anton Seidl erwähnt wie der deutschstämmige Musikkritiker Henry Krehbiel, der auf Mahler nie gut zu sprechen war. Und zwischendurch reist Horowitz in Gedanken und anhand von Briefausschnitten zurück an alte Mahler-Orte wie Toblach – um in berührenden Szenen auch die letzten großen Projekte dieses traditionsbewussten Wegbereiters der Moderne zu begleiten.
Guido Fischer, 13.04.2024, RONDO Ausgabe 2 / 2024
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