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N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Startseite · Medien · Boulevard

Trio SR9 (c) Laura Gilli

Boulevard

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit

Bunte Klassik

Klangsuggestion mit Anspruch

Da hat sich der amerikanische Komponist Dustin O’Halloran was vorgenommen: Er will, so der Pressetext, mit dem Album „1 0 0 1“ „das Wesen des menschlichen Verstandes erkunden, die Auswirkungen künstlicher Intelligenz und die Bedeutung einer zunehmend hochtechnisierten Welt für die Menschheit.“ Den durchaus raffiniert aus Chorstimmen, Orchesterklängen und viel Elektronik zusammengetüftelten Klangbändern erschließt sich dieser gedankliche Überbau nicht gerade zwingend. Dafür erwartet das Publikum eine mit viel Klangfantasie ausgestattete Variante des derzeit so angesagten friedvollen Minimalismus, die große hypnotische Suggestionskraft entfaltet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

„1 0 0 1“

Dustin O’Halloran

DG/Universal

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Im Zeichen der Venus I

Eine der ersten Komponistenpersönlichkeiten Europas, die man mit Namen kennt, war eine Frau: Hildegard von Bingen, die so vielseitig begabte Nonne vom Mittelrhein. Sie ist die älteste Tonschöpferin, der die Sängerin Kyrie Kristmanson hier eine Stimme gibt. Der Bogen reicht über Persönlichkeiten der Klassik wie Barbara Strozzi, Lili Boulanger, Pauline Viardot oder Germaine Tailleferre bis zu modernen Musikerinnen-Ikonen wie Kate Bush. Kristmansons weiche Stimme folgt den verzweigten Melodien schwebend eingebettet in eine körnige Klangwelt aus Klaviersound und allerlei Perkussionsinstrumenten vom Vibrafon bis zum Glockenspiel.

„Venus Rising“

Trio SR9, Kyrie Kristmanson

Evidence/hm-Bertus

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Im Zeichen der Venus II

Auch die Klassik-Band „Spark“ hat die besondere Kraft der Weiblichkeit in der Musikgeschichte entdeckt. Dass es dazu kam, ist dem Bundespräsidenten zu verdanken. Beim Staatsempfang im Schloss Bellevue trafen die Tüftler der besonderen Klassik-Arrangements auf die irische Singer-Songwriterin Wallis Bird. Der künstlerische Funke zündet auch hier erst mal bei Hildegard von Bingen, deckt Kate Bush ab, würdigt aber auch Amy Beach, die vor 200 Jahren verstorbene Maria Theresia von Paradis und bezieht mit einem Billie-Holiday-Titel den Jazz und mit Anohni und ihrem Lied „Daylight and The Sun“ auch das Werk einer Transfrau mit ein.

„Visions Of Venus“

Wallis Bird, Spark

Neue Meister/Edel

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Die „Jahreszeiten“ als Appell

Wir erfreuen uns an der Natur, wir lieben Vivaldis „Jahreszeiten“ – aber wer macht sich klar, dass es mit den dort dargestellten „Stagioni“ in nicht allzu langer Zeit vorbei sein könnte? Bald wird man sie ja nur noch musikalisch genießen können, und in dieser Form werden sie hier zu einem Mahnmal gegen den menschengemachten Klimawandel. In der Vivaldi-Bearbeitung von Wolf Kerschek steht der Solovioline ein Sinfonieorchester entgegen. Die Naturwanderung des Solisten begleiten dramatische Klangbilder, die von Vivaldi aus mindestens hundert Jahre in die Zukunft reichen und die Idylle der Vorlage immer wieder durchbrechen. Der Geiger Niklas Liepe verbindet diese Neuauflage des Erfolgsstücks mit Musik aus der Feder der oscarprämierten Filmmusikkomponistin Rachel Portman. Die „Tipping Points“ in ihrer an den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft angelehnten konzertanten Fantasie meinen die Kipppunkte des Ökosystems – die „Points of no Return“.

Rachel Portman, Antonio Vivaldi (arr. Wolf Kerschek)

„Tipping Points – The New Four Seasons“

Niklas Liepe, WDR Funkhausorchester, Erina Yashima, Patrick Lange

2 CDs, Sony

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Saxofon-Verwandlungen

Dass das so junge Saxofon ein Klangchamäleon ist und in viele Rollen schlüpfen kann, weiß niemand besser als die vier Mitglieder des SIGNUM saxophone quartet. Dass sie das wandlungsfreudige Tier nun zum Albumtitel erkoren haben, lässt – ganz richtig – vermuten, dass sie diesen Trend noch einmal toppen wollen: Hier steht nicht nur Vater Joseph Haydn mit einem kompletten (diesmal geblasenen) Streichquartett auf dem Programm, sondern auch George Gershwin, Johannes Brahms oder Ernest Bloch. Und mittendrin: ein Originalwerk von Alexander Glasunow – das Quartett op. 109, in dem die Saxofone ganz sie selbst sein dürfen.

„Chameleon“

SIGNUM saxophone quartet

Berlin Classics/Edel

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Oliver Buslau, 13.04.2024, RONDO Ausgabe 2 / 2024



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