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Kinderoper auf Kampnagel: Es ist die letzte Hauptprobe ohne Kostüme, und zum zweiten Mal treffen sich alle Teilnehmer am Aufführungsort. Seit den 1980er Jahren wird in der alten Maschinenfabrik im Hamburger Stadtteil Barmbek Kultur geschmiedet – ein reiches Spektrum an Theaterkultur trifft hier auf ein begeistertes Publikum. Seit Gründung des Projekts 2001 ist Kampnagel auch die Spielstätte der Opera piccola. In diesem Jahr stand »Die Schneekönigin « auf dem Programm.
Ein gutes Dreivierteljahr braucht so eine Kinderopernproduktion, um zur Bühnenreife zu gelangen. Am Anfang steht natürlich die Auswahl der Teilnehmer: Im Juni/Juli bewerben sich Kinder und Jugendliche im Alter von 7-19 Jahren schriftlich für das Vorsingen bei der Staatsoper. Vorausgesetzt werden erste Gesangserfahrungen sowie Lust am Singen und Schauspielen. Nach den Sommerferien beginnen die Proben; wie bei der großen Oper werden zwei Besetzungen vorbereitet, die nicht Erst- und Zweitbesetzung genannt werden, sondern ›gelbe‹ und ›blaue‹ Besetzung, damit nicht schon von vornherein Konkurrenzdenken zwischen den Teams aufkommt. Zunächst studiert Benjamin Gordon, musikalischer Leiter der Produktion und seit Anfang des Projekts Opera piccola mit dabei, die Noten der neuen Oper ein. Im Herbst beginnen die szenischen Proben, Premiere ist im Februar, und dann folgen im Laufe des Februars und März durchschnittlich 13 Vorstellungen.
Für die jungen Sänger und Instrumentalisten bedeutet die Mitwirkung an einer solchen Kinderoper einen erheblichen Zeitaufwand: Bei zwei Proben in der Woche – und deutlich mehr in der Schlussphase – müssen andere Hobbys zurückstehen; schließlich ist ja auch noch der Schulalltag zu bewältigen. Dennoch bleiben viele jahrelang dabei, für manche öffnet das Projekt auch den Weg in den Beruf: Sara Maria Saalmann, die in diesem Jahr die Hauptrolle der »Schneekönigin « sang, war der Opera piccola viele Jahre verbunden und studiert heute an der Hamburger Musikhochschule Gesang. Und auch für Christian ist dabei sein alles. Für den gut gelaunten jungen Mann mit den imponierenden Rastalocken, der seit Kindertagen mit von der Partie ist, gab es dieses Jahr keine Rolle. Also entschied er kurzerhand, bei der Bühnentechnik mitzuarbeiten. Im übrigen hat der junge Bariton gerade den Wettbewerb »Jugend musiziert« gewonnen, sein Abitur in der Tasche und wartet jetzt auf sein Musikstudium. Berufsziel: Opernsänger!
So verfolgt die Opera piccola seit nunmehr zehn Jahren auf ganz natürliche Weise pädagogische Ziele: Die spielerische Art, in der junge Leute hier Teamgeist und Verantwortung lernen können, bewog eine Institution wie die Hamburger Sparkasse, das Projekt finanziell zu fördern; weitere Gelder stellt die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper zur Verfügung. Nachahmung dringend empfohlen!
Detmar Huchting, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 2 / 2011
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