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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Johann Sebastian Bach

The Complete Work For Keyboard Vol. I

Benjamin Alard, Gerlinde Sämann

harmonia mundi HMM 902450.52
(247 Min., 5/2017) 3 CDs

Wir erleben den französischen Organisten und Cembalisten Benjamin Alard in dieser 3-CD-Box am Beginn einer gewaltigen Aufgabe: Die Gesamteinspielung sämtlicher Werke Johann Sebastian Bachs für Tasteninstrumente hat er sich vorgenommen – d. h. also nicht nur die komplette Orgelmusik, sondern zudem auch alle Cembalo-Werke von den Inventionen und Sinfonien über die beiden Teile des Wohltemperierten Klaviers bis hin zu den Englischen und Französischen Suiten, dem Italienischen Konzert, den „Goldberg-Variationen“, den Partiten …
Eine Riesenaufgabe nicht nur für den Spieler, sondern auch für ein CD-Label in einer Zeit, in der vielfach das Ende des klassischen Aufnahme- und Editionsgeschäftes prophezeit oder längst für gekommen gehalten wird.
Die erste Folge repräsentiert die früheste Zeit Bachs (also die Jahre bei seinem Bruder in Ohrdruf), die Lüneburger Jahre (in denen er u. a. Georg Böhm begegnet ist) und die Zeit seiner ersten Anstellung in Arnstadt. Dazu finden sich auf der ersten CD ergänzend Einzelwerke von Frescobaldi, Kuhnau, Froberger, Marchand, Böhm, Pachelbel, de Grigny und Johann Christoph Bach, die Bach beeinflusst haben könnten. Merkwürdigerweise erlebt dieses sinnvolle Konzept jedoch danach keine Fortsetzung, obwohl sich ja auf der zweiten CD etwas Böhm oder Reinken, auf der dritten dann sicher ein wenig Buxtehude gut gemacht hätten. Eine andere gute Idee wird konsequenter durchgehalten: Bachs Choralvorspiele – in Folge 1 ist vor allem das Repertoire der Neumeister-Quelle zu hören – werden ergänzt durch je eine gesungene Strophe des betreffenden Kirchenliedes, um dem Hörer einen Bezug zur jeweiligen Grundlage der Choralbearbeitungen zu verschaffen. Hierfür eignet sich der klare, ebenmäßig geführte Sopran von Gerlinde Sämann sehr gut.
Wie Benjamin Alard sich als Interpret so großer Teile des Bachschen Werks positionieren wird, lässt sich in Folge 1 erst erahnen: Sein Spiel ist ebenso konzentriert wie kontrolliert, ein wenig mehr Impulsivität à la Ton Koopman würde hier und da – gerade im oft noch wildwüchsigen, gelegentlich vom Stylus phantasticus inspirierten Frühwerk – nicht schaden. Das damit verbundene Fragezeichen betrifft auch den Bereich der über den Notentext hinausgehenden Verzierungen, mit denen Alard äußerst sparsam haushaltet. Mit der Straßburger Silbermann-Orgel der Kirche Sainte-Aurélie hat er jedenfalls für diese Folge ein ausgesprochen klangschönes Instrument gewählt. Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten – wir sind gespannt auf die kommenden Folgen.

Michael Wersin, 21.07.2018


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