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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Joseph Marx

Orchesterwerke 1

Bochumer Symphoniker, Steven Sloane

Naxos 8573831
(64 Min., 6/2002)

Eine einsame Joseph-Marx-CD findet sich in meiner CD-Wand, aber sie ist mir besonders teuer: Sie enthält Orchesterlieder des 1882 in Graz geborenen Meisters, es singen die fabelhafte Angela Maria Blasi und die tragischerweise schon verstorbene Stella Doufexis. Was diese Musik, abgesehen von der Interpretation, so reizvoll macht, ist der üppige Fin-de-siècle-Stil, den Marx weit über die Jahrhundertwende hinaus (er starb 1964 in Wien) zelebrierte: Ein großes Sinfonieorchester wird so differenziert und farbenreich zum Einsatz gebracht, wie es nach Berlioz und Strauss nur möglich ist. Weit ausschwingende Melodiebögen und eine faszinierend vielfältige spätromantische Harmonik lassen das musikalische Geschehen über weite Strecken zum Rausch geraten.
Entsprechend groß war meine Vorfreude auf die vorliegende CD mit Orchesterwerken von Marx, und die Erwartungen wurden gleich beim ersten Hören sogar noch übertroffen: Es ersteht mit dieser Musik noch einmal die Zauberwelt jener Jahre, in denen Komponisten wie Zemlinsky oder Schreker, zudem auch der junge, noch spätromantisch komponierende Schönberg das Musikleben prägten. Freilich, man spürt auch jene leicht dekadente Überreife des zum Bersten reichhaltigen Satzes – mit einer Klanglichkeit, die aus heutiger Perspektive durchaus mit dem Genre der Filmmusik liebäugelt. Aber ist es nicht wunderbar, wie in der „Symphonischen Nachtmusik“ von 1922 (sie steht am Beginn eines als „Natur-Trilogie“ betitelten dreiteiligen Zyklus‘, der diese CD füllt) der Zauber einer nächtlichen Welt dem Ohr des Hörers schmeichelt, der hier etwa das Zirpen der Grillen, das matte Glänzen des Mondlichtes, das Flimmern der Sterne in einer zum Kunstwerk sublimierten musikalischen Gestalt erleben kann? Steven Sloane und die Bochumer Symphoniker jedenfalls haben sich diese komplexe Musik ganz vortrefflich zu eigen gemacht: Man darf sich freuen auf die kommenden Folgen dieser Serie, die Anfang des Jahrtausends bei einem anderen Label schon einmal erschienen, mittlerweile aber längst vergriffen sind. Im Zuge der Wiederveröffentlichung werden hoffentlich auch die oben genannten Orchesterlieder bald wieder verfügbar sein.

Michael Wersin, 08.12.2018


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