home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Responsive image mb-5

Transparency

Chris Minh Doky

Red Dot Music/Warner
(47 Min., 11/2017)

Viele Leute hielten ihn für einen Amerikaner, schreibt Chris Minh Doky im Begleittext zu seinem neuen Album. Man kann es ihnen nicht verübeln. Schließlich ging der Bassist schon mit 18 Jahren nach New York, blieb dort mehr als 20 Jahre und erspielte sich an der Seite von Mike Stern oder Michael Brecker einen glänzenden Ruf.
Mit seinem vor vier Jahren gegründeten Trio, in dem Jonas Johansson an den Drums sitzt und Peter Rosendal am Klavier, outete sich Doky dann endlich: Er ist Däne, und das soll man der Musik des New Nordic Jazz getauften Dreierbundes auch anhören. Widmete sich die erste Einspielung der herben Schönheit der Natur seiner Heimat, so ist der Nachfolger nun im wahrsten Sinne des Wortes ein Familienalbum.
Die Stücke tragen Titel wie „Brother“, „Sister“ oder „Mother“; als Zentrum in der Albummitte fungiert „Psalm“, die respektvolle Umarbeitung eines Kirchenliedes des dänischen Komponisten Ole Schmidt. Vor diesem Hintergrund kann man „Transparency“ ruhigen Gewissens als Weihnachtsplatte ohne Weihnachtslieder bezeichnen – und mit stiller Andacht zu den Festtagen hören.
So zum Beispiel das innige Lied „Daughter“, in dem drei Musiker sachte im 6/8-Takt schwingend das Töchterlein wiegen. Oder das Stück „Father“, in dem die Tom-Figur vom Schlagzeug das Bild eines bedächtig-freundlich schlurfenden Mannes evoziert.
Aber diese von Doky aufs Notenblatt gebrachte Familie hat auch temperamentvolle Mitglieder. Etwa den „Brother“, der eine stille Vorliebe für Latin-Grooves hat, oder die „Sister“, die unverkennbar für Afrika schwärmt. Am quirligsten ist freilich der „Son“, der übers Drumset und die Klaviertasten zu krabbeln scheint, abgehackte Bop-Kürzel kräht und schließlich zu einer Rockplatte des Vaters Headbanging übt.
Wer das umsichtige Familienoberhaupt in seinem Piano-Trio ist, daran lässt Doky keinen Zweifel: sein Kontrabass, der zuverlässig in jedem Stück mit singbaren Thementeilen oder virtuos-melodiösen Soli manchmal fast zu viel die Herzen rührt. Weihnachten kann kommen.

Josef Engels, 22.12.2018


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top