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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Fairgrounds

Jeff Ballard

Edition Records/H'art/Membran EDN 1121
(53 Min., 3/2015)

Wer den Schlagzeuger Jeff Ballard nur als den Pulsgeber des Brad Mehldau Trio kennt, der dürfte erstaunt sein. Denn sein seit 2012 bestehendes Projekt mit dem Gitarristen Lionel Loueke, den beiden Keyboardern Kevin Hays und Pete Rende sowie dem Elektronik-Frickler Reid Anderson ist denkbar weit von traditionsbewusstem akustischen Jazz entfernt.
„Fairgrounds“ hat Jeff Ballard das erste Album dieser Band genannt, aber darunter sollte man sich nicht einen fröhlichen Rummelplatz mit Zuckerwatte und Kinderkarussell vorstellen. Ballards Kirmes ist vielmehr ein beunruhigender Ort, an dem die Schrauben und Metallgelenke der Fahrgeschäfte und der Drums in einem nervösen Rhythmus rasseln, pumpen und seufzen.
Aus der Geisterbahn dringen da die außerweltlichen Geräusche analoger und digitaler Tasteninstrumente („I Saw A Movie“), vor der Losbude doziert ein depressiver Jimi Hendrix über die Ungerechtigkeiten des Lebens („Hit The Dirt“). Und im Monstrositätenkabinett hat jemand wütende Saxofone eingesperrt („Twelf8“), die von Mark Turner, Ballards Kollegen im Trio Fly, dämonisch geröhrt werden.
Ein anderer Meistersaxofonist der Post-Brecker-Ära, Chris Cheek, gehört auch zum Personal auf „Fairgrounds“. Cheek ist für die versöhnlicheren Töne zuständig; in „Hit The Dirt“ spielt er funky Licks à la Maceo Parker und in dem von ihm geschriebenen Rausschmeißer „Cherokee Rose“ fasst er die zarte Melodie mit Samthandschuhen und einem Hauch von Wah-Wah an.
Ansonsten dominiert auf dem an verschiedenen Orten während einer Europatournee eingespielten Album eine reizvoll verstörende Atmosphäre. Es ist gewissermaßen so, als habe Ballard den pulsierenden Jam-Geist von Miles Davis' „Bitches Brew“ in einer Flasche eingefangen, mit Louekes westafrikanischem Gesangs- und Gitarrenbalsam versetzt und dann unter einem eiernden Riesenrad neben ein paar verstimmten Spielautomaten frei gelassen (bezeichnenderweise heißt auch eines der Stücke „Grungy Brew“). Wie unter Drogen verlässt der Hörer den Genre-Rummelplatz. Wer hat noch nicht, wer will noch mal?

Josef Engels, 02.02.2019


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