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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Franz Schubert

Heimweh

Anna Lucia Richter, Gerold Huber, Matthias Schorn

Pentatone/Naxos PTC 5186722
(80 Min., 5/2018) SACD

Einen weiter gefassten Überblick über Schuberts Liedschaffen könnte man auf einer einzigen CD kaum bieten: Anna Lucia Richter beginnt mit dem unglaublich schönen Strophenlied „An den Mond“ (nach Goethe, bis heute eher ein Geheimtipp) und bringt dabei ab der zweiten Strophe – sicher zeittypisch – hier und da kleine Verzierungen an. Dann geht es schnurstracks ins Hochdramatische: Matthäus von Collins Schauerballade „Der Zwerg“ in Schuberts genialer Vertonung war sicher schon zu Lebzeiten des Komponisten ein gern gehörtes Gruselstück bei den Schubertiaden. Damit ist in Sachen Ausdruckspotential schon mal ein weiter Bogen gespannt. Später hören wir mit der Blumenballade „Viola“ noch eines von den wirklich langen Liedern Schuberts und mit den Mignon-Liedern und den Ellen-Gesängen – darunter das berühmte „Ave Maria“ – Spezifika aus dem Repertoire für Frauenstimme. Damit aber noch nicht genug: Der „Hirt auf dem Felsen“ repräsentiert das von Schubert nur sehr spärlich bediente Arioso-Repertoire mit obligatem Soloinstrument. Und der „Abschied von der Erde“ nach Pratobevera ist Schuberts einziges überliefertes Melodram, als ein Stück für Klavier und Sprechstimme. Ein „Bravo“ schon allein für diese Programmzusammenstellung.
Anna Lucia Richter versteht dieses weite Ausdrucksspektrum aber auch brillant mit Leben zu erfüllen. Unverwüstliche Grundlage hierfür ist ihre sehr vibratoarme, klare und helle Sopranstimme, die sie technisch mit großer Sicherheit führt: Es macht in puncto entspannte, schlackenfreie Tonproduktion für sie offenbar keinen Unterschied, ob sie die vergleichsweise kurzen Kantilenen eines Strophenliedes zu gestalten hat oder die weit ausschwingenden, bis zum hohen H reichenden Bögen im Mittelteil vom „Hirten“. Allda stellt sie – im Schlussabschnitt – ganz nebenbei auch ihre Koloratursicherheit und ihren guten Zugriff auf die tiefe Lage unter Beweis. Allein im Zwerg – dort, wo der Unhold selbst spricht – gerät sie ein wenig an Grenzen: Um zornige-kalte Diktion in recht tiefer Lage bemüht, streift sie gelegentlich die Grenze zur Karikatur. Aber das sehe man ihr augenzwinkernd nach angesichts so vieler makelloser Großartigkeit auf dieser CD.

Michael Wersin, 02.02.2019


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