home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Mozart im Kreise weniger bekannter Zeitgenossen: Es ist immer gut, die Perspektive über das weithin Bekannte hinaus zu erweitern. Und so steht in diesem Rezital Mozarts Gräfinnen-Arie „Dove sono“ neben einer Cavatine aus Giovanni Paisiellos „Barbiere di Siviglia“ und Mozarts „Martern aller Arten“ neben einer Arie aus Vicente Martín y Solers „Burbero di buon cuore“. Die Nummern von Traetta, Paisiello und Soler verblassen keineswegs neben Mozarts Meisterstücken, was auch der sorgsamen und umsichtigen Gestaltung des Orchesterparts durch das Sinfonieorchester Basel unter Leitung von Ivor Bolton zu verdanken ist. Nein – vielmehr wird deutlich, was man sich vielleicht noch zu selten klarmacht: Auch ein Mozart, der freilich zumeist Außergewöhnliches lieferte, arbeitete nicht im luftleeren Raum.
So weit, so gut. Nicht restlos zu überzeugen vermochte den Rezensenten bei all dem allerdings die Solistin Olga Peretyatko. Die 1980 geborene Russin ist mittlerweile schon über ein Jahrzehnt gut und fest im Klassik-Business verankert, gefragt, gefordert. Stimmen verändern sich, das ist klar. Aber geht man, YouTube sei Dank, in der Karriere von Olga Peretyatko eine halbe Dekade zurück und vergleicht, im Detail, ähnliches Repertoire mit dem, was auf dieser CD zu hören ist, dann fällt auf: Die noch niemals – auch nicht bei Mozart – schlank geführte Stimme wirkt, zumindest auf einigen Vokalen, in der Mittellage noch etwas dicker als sonst. Das erschwert die Übergänge, vor allem in die Höhe, aber auch in die Tiefe. Hinzu kommt hier und da eine leichte Müdigkeit im Vibrato dieser freilich noch nie vibratoarmen Stimme. Gewisse Härten in der Höhe – etwa bei der Gräfinnen-Arie – und leichte Intonationstrübungen hier und da runden das Bild. Die Stimme erblüht nicht mehr reibungsfrei in ihrer einstigen jugendlichen Kraft. Muss sie auch nicht, könnte man mit Blick auf das Geburtsjahr einwerfen. Mag sein – doch auch zu Ermüden bräuchte sie jetzt definitiv noch nicht: Die gesunde Reifung einer Sopranstimme im mittleren Karriereabschnitt ist bei behutsamer Pflege absolut möglich. Aber sie ist eben nicht garantiert.

Michael Wersin, 09.02.2019


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top