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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Ludwig van Beethoven, Jean Sibelius

Violinkonzerte

Christian Tetzlaff, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Robin Ticciati

Ondine/Naxos ODE1334-2
(71 Min., 10 & 11/2018)

Es ist ja nicht so, als ob Christian Tetzlaff zusammen mit Robin Ticciati und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin die ersten fünf Minuten des Larghettos aus Beethovens Violinkonzert verschlafen hätten. Berückend elysisch haben sie diesen Satz bis dahin in ein musikalisches Wunderwerk verwandelt. Aber mit Takt 55, zu den ersten Pizzicati in den Orchestergeigen, raubt Tetzlaff einem dann doch vollends den Atem – wenn er pianissimo-sanft und in aller Seelenruhe den innigen Zauber dieser Passage feiert. Was kann danach noch kommen? Ganz einfach: Kaum hat der gesamte Streicherapparat ein Dutzend Mal kräftig aufgebrummt, leitet Tetzlaff mit einer kurzen, aber spannungsgeladenen Kadenz über ins finale Rondo und stößt mit zügigem Tempo ein ziemlich wildes Treiben an. Den langsamen Satz musste man noch kniend würdigen und genießen. Jetzt aber hat einen das pralle Leben wieder.
So aufregend kontrastreich geht es bei dem Live-Mitschnitt des Violinkonzerts von Beethoven aus der Berliner Philharmonie zu. Zugleich haben die Musiker die verschiedenen Gesichter dieses auch von Tetzlaff mittlerweile unzählige Male gespielten Repertoire-Klassikers mit einer schon fast mikroskopischen Genauigkeit abgetastet, bei der auch im Dynamischen keinerlei Schludrigkeiten oder Eigenwilligkeiten auszumachen sind. In allen Belangen ist das alles entlang der Partitur und eben darüber hinaus von vital über bewegend bis lyrisch (1. Satz) meisterlich ausmusiziert – wobei sich Tetzlaff erneut für die von Beethoven ursprünglich für die Klavierfassung des Konzerts komponierten Kadenzen entschieden hat.
Pralle Ausdrucksmusik gibt es danach mit dem zweiten Violinkonzert-Evergreen, dem ebenfalls einzigen Gattungsbeitrag von Jean Sibelius. Doch auch wenn Ticciati das DSO bisweilen nah an das bittere Pathos eines Tschaikowski heranführt, rettet Tetzlaffs wohldosiert sentimentale Kantabilität das Werk vor emotionaler Überzuckerung und gefühligem Überschwang. So ungemein souverän und engagiert zugleich man den Sibelius jetzt in einer Studioeinspielung vorgelegt hat – ihre wahre Klasse zeigen Tetzlaff & Co. bei Beethoven.

Guido Fischer, 02.11.2019


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