harmonia mundi HMM 902367
(65 Min., 03/2019)
Stéphane Degout ist ein Bariton, der sich – nicht selten für die lyrischen Vertreter seiner Zunft – seine Karriere zwischen Oper sowie Konzert und Lied eingependelt hat. Dabei konzentrierte er sich auffällig auf französisches Repertoire plus italienische Barockopern. Jetzt aber hat er sich, mit dem versierten, eigene Klavierakzente setzenden englischen Liedbegleiter Simon Lepper, für sein jüngstes Rezital weit aus seiner üblichen Komfortzone herausgewagt. Der Franzose singt die bekanntesten deutschen Balladen und Erzähllieder der großen Romantikkomponisten. Einzige Abweichung sind die in flüssigem Italienisch genommenen drei Sonette nach Petrarca von Franz Liszt, die am Ende des virtuellen Programms stehen. Das eröffnet er mutig mit Schuberts mystisch-dunklem „Der Zwerg“. Hier wird sofort deutlich: Stéphane Degouts Deutsch ist (fast) sehr gut, er kann aber vor allem Geschichten erzählen, Stimmungen evozieren, er vermag es, zu packen. Dabei kommt ihm sein schlanker, höhenexpansionsfähiger, aber im Kern dunkler Bariton entgegen. Er muss sich nicht maskieren und auch nicht dramatisch outrieren wie eine frühere Generation schwerer, auch schwerfälliger Balladensänger. So wirken diese Moritaten durchaus TV-Serien-spannend und gar nicht altmodisch. Als deutscher Liedfan hört man viel Vertrautes, etwa Schumanns „Belsazar“ und „Die beiden Grenadiere“, Hugo Wolfs immer wieder bestürzenden „Feuerreiter“, Liszts „Drei Zigeuner“ und „Es war ein König in Thule“. Herders schottische Schauermär „Edward“ gibt es in der Solofassung von Loewe und in der Duo-Version von Brahms, wofür die wollüstig tremolierende Dame Felicity Palmer als Stimme der Mutter dazugebeten wurde – so wie Marielou Jacquard als Gastmezzo für Brahmsʼ „Die Nonne und der Ritter“.
Matthias Siehler, 04.04.2020
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